Lissabon, Berge, Atlantik – Portugal, Du Perle

Oh Lissabon, Du Schöne

Nach ca. 3 Stunden landen wir in Lissabon und nehmen den Aerobus (2 Euro) nach Cais do Sodre. Im Übrigen hätten wir auch die Metro nehmen können, aber das wussten wir nicht und wäre auch nicht viel einfacher gewesen.

Lissabon ist eine der schönsten Städte Europas und dabei offenbar immer locker geblieben. Alles scheint entspannt und das Preisgefüge ist stimmig, ein wenig wie San Francisco. Es gibt eine große Brücke, der man durchaus Ähnlichkeit mit der Golden Gate bescheinigen kann, die ganze Stadt besteht aus Hügeln und auch die historischen Straßenbahnen (Carreira) erinnern an das Cable Car der großen amerikanischen Schwester. Im Gegensatz zu dieser ist aber eine Fahrt zum ganz normalen Beförderungstarif der Stadt zu bekommen und damit nicht etwa „nur“ Touristenfalle, sondern ein lebendiger Teil Lissabons für dessen Einwohner es einfach nur ein Verkehrsmittel ist.

Am Wochenende bilden sich lange Schlangen von Tagesausflüglern, die von der gegenüberliegenden Bahnstation den Zug nach Cascais nehmen um Ihren Tag unter einem Sonnenschirm am Atlantik zu verbringen.

Wir hingegen schauen uns das Castel San Jorge an, lassen von dort den Blick über die Dächer schweifen und besuchen am nächsten Tag das Ozeaneum auf dem Gelände der Weltausstellung. Das Essen ist gut und günstig, Stockfisch (Bacalhao) an jeder Ecke zu bekommen und sogar das Brot muss sich nicht verstecken.

Und überhaupt: Wir fühlen uns überall sehr willkommen und damit auch sehr wohl. Bevor wir mit dem Mietauto in die Berge starten, noch ein kurzer Stop am Weltkulturerbe Hieronimus-Kloster, bestaunen das Grab Vasco da Gamas und sind beeindruckt.

Auszeit in den Bergen, Serra da Estrela

Nach ca. drei Stunden erreichen wir Covilha, decken uns mit Vorräten ein und fahren dann zu unserer Unterkunft nach Penhas da Saude, wo wir eine rustikale Holzhütte mit beeindruckender Fernsicht beziehen. Am nächsten Tag ins 23 km entfernte Manteigas, wo eine Touristen- und Nationalparkinformation Karten und Tipps für die geplanten Wanderungen bereithalten soll. Die Kommunikation ist schwierig, aber wir kommen zu der spontanen Entscheidung, den Wasserfall mit Badestelle anzusteuern, denn der Planet brennt hier oben, obwohl man sich hier knapp unter 2.000 Metern Höhe bewegt. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt vorbei an ungesicherten Abgründen erreichen wir das idyllische Fleckchen Natur und zumindest Kinder und Männer erfrischen sich in dem sehr kalten Wasser. Den auf Karten eingezeichneten Wanderpfad Nummer 1 können wir anschließend nicht ausfindig machen, drehen aber trotzdem eine kleine Runde.

Hier oben findet man auch Portugals einziges Skigebiet, dessen Sportgeschäfte allerlei Winterequipment bereithält. Wir nehmen stattdessen ein wenig vom berühmten Käse mit, angeblich dem besten und aromatischsten der Welt. Abends mag sich dennoch keiner so recht dieser Einschätzung anschließen, zu intensiv ist uns der Geschmack nach Schaf und Stall.

Der aufgeregte und schwer verständliche Mensch der Touristeninformation hatte uns vage Informationen über einen See mit Loch gegeben. Wir machen uns auf die Suche und steuern die Lagoa Comprida an und machen uns auf den 4 km weiten Weg zum Barragem dos Conchos.

An der Rückseite – unseinsehbar vom vorbeiführenden Wanderpfad – finden wir das kreisrunde Loch, dass uns im Gegensatz zur tollen Natur rundrum nicht recht beeindrucken mag, wohl auch, weil das Wasser nicht etwa literweise abläuft, sondern hin und wieder eher Lustlos in den gezogenen Stöpsel schwappt. Es handelt sich um ein menschengemachtes Loch, das Teil eines Wasserkraftwerks ist. Es ist wieder sehr heiß und nirgends findet sich Schatten, so dass wir dann auch froh sind, als wir zurück am Kiosk im Parkplatz perlende Getränke im Schatten schlürfen können.

Strand, Praia da Areia Branca

Nach 3 Stunden Fahrt landen wir mitten in der Party, die Hostelchef David – der seine ersten großen Scheine mit der Erfindung der Diabolica (einer Fußballtröte) gemacht hat – zum Geburtstag seines Sohnes und zum einjährigen Bestehen gerade ausrichtet. Wir werden zu Freibier und Buffet eingeladen, was wir gern annehmen, gibt es uns doch die Chance, einige hausgemachte portugiesische Spezialitäten zu verkosten. Mit unserem Hostel Paradise sind wir sehr glücklich: Alles ist neu, sauber, das Frühstück ausreichend und der Pool eine nette Ergänzung.

In den kommenden Tagen entspannen wir am breiten, feinen Sandstrand, werfen uns in die kräftigen Wellen des Atlantiks, der mit seinen 17,5 Grad für reichlich Erfrischung sorgt. Den dreitägigen Surfkurs bei Global-Surf.com absolvieren wir engagiert mit hohem Spaßfaktor, aber zugegebenermaßen überschaubarem Erfolg.

Die nahe Strandbar lockt mit frischen, gesunden und sogar preiswerten Leckereien (Cheeseburger 3,50 Euro, Crêpes mit Früchten 3,50 Euro, Obstsalat 1,50 Euro, 0,25 Bier 1,20 Euro, frisches Fischgericht direkt am Strand 10 Euro), Duschen und Parken sind kostenlos und die Touristenzahl erscheint uns trotz Hochsaison recht überschaubar. Im nahen Lourinhã schauen wir im Dinomuseum vorbei, das natürlich im Vergleich zum kürzlich besuchten Naturkundemuseum etwas abfällt.

Ausflug auf den vorgelagerten Inselfelsen „Berlengas“, die wir nach 1h Überfahrt mit der Fähre erreichen (23 Euro p.P.). Der Duft von gebratenem Fisch liegt in der Luft, als wir das abgelegene Stück Erde erreichen, dass neben hunderten von Möwen nur ca. 15 Häuser, einen etwas deplatziert wirkenden Zeltplatz, einen Leuchtturm und eines der ungewöhnlichsten Hostels, die wir bisher gesehen haben, in einer alten Festung beherbergt. Der enge Übergang zum Land ist dabei allein ein kleines Abenteuer genug. Ich stelle mir vor, wie einsam es hier sein mag, wenn abends die zahlreichen Touristenbotte wieder Richtung Peniche, einer offenbar vollständig zum Verkauf stehenden Städtchen, ablegen.

Anschließend nach Óbidos, einer autofreien Stadt im Mittelalterwahn, umschlossen von der offenbar vollständig erhaltenen Stadtmauer. Der stattfindende Mittelaltermarkt ruft 7 Euro Erwachseneneintritt auf, die wir jedoch lieber in Eis und Getränke investieren. Überraschend zieht dann sogar eine liebevoll inszenierte Parade mit Schaustellern, echten Kamelen, Hofnarren, Prinzessinnen und Wikingern durch die Straßen, so dass wir nicht den Eindruck haben, etwas zu verpassen. Der bekannte Giuja (Kirschlikör) wird an jeder Ecke verkauft und überzeugt.