Toskana: Vom Nonnenkloster ins „Sorglosland“

Kroatien, Albanien und Lettland haben letztlich knapp verloren und so ging es spontan ins geliebte Italien, diesmal in die Toskana nahe Siena. In einem ehemaligen Nonnenkloster fanden wir eine hübsche Bleibe mit überwältigender Aussicht, leider aber auch mit laufender Baustelle direkt vor unseren Fenstern, die die sonst himmlische Ruhe zu häufig unterbrachen.

Das Stadtzentrum Sienas war zu Fuß in ca 30 Minuten erreichbar und ich hatte vielversprechende Berichte über eine der angeblich schönsten italienischen Städte gelesen oder gehört, die ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Siena ist vollkommen überlaufen und die wenigen Highlights, einschließlich des Doms, rufen Eintrittspreise in gängelnden Preisstaffelungen auf, die vollkommen inakzeptabel sind. Da ich aus Prinzip nicht bereit bin, für Kirchen Eintritt zu bezahlen, spielte die Höhe letztlich auch keine Rolle mehr. Zusammenfassend finde ich überhaupt keinen Grund, jemandem einen Besuch in Siena ans Herz zu legen, der beispielsweise nicht ausgemachter Kunstfan ist um die dortigen Uffizien anzuschauen.

Die bekanntere Schwester Florenz ist mit dem Zug in ca. 90 Minuten zu erreichen. Wir stellen uns an eine sehr lange Warteschlange vor dem Dom an. Ich füge mich demokratischen Mehrheiten und ergebe mich fatalistisch einer knapp zweistündigen Wartezeit. Auch hier sprachen Berichte von einem „Must see“ und wir werden erneut enttäuscht. Der Dom wirkt leer und leblos – die Kirchenbänke sind mit rot-weißem Flatterband ABGESPERRT, damit sich die zahlreichen Geduldigen, die zwei und vermutlich mehr Stunden Wartezeit in den Beinen haben, auch ja nicht zum Verweilen und vielleicht auch Beten zu lange niederlassen. Für mich eine einzige Frechheit und Respektlosigkeit. Wären wir doch bloß gleich ins da Vinci Museum gegangen und hätten einige der nachgebauten Apperate früher ausprobiert.

Außerdem fahren wir in den Tagen noch zu der Thermalquelle von San Filippo. In wirklich ungewöhnlichem Ambiente vor und auf weißen Kalkfelsen suchen sich die zahlreichen Besucher jeweils eine „Pfütze“ in der sie dann einige Minuten verweilen uns sich mit dem angeblichen gesunden Schlamm einreiben. Es erinnert an einen „Affenfelsen“, aber das Gesamturteil des Ausflugs fällt positiv aus.

Auch wegen des Krachs vor unseren Fenstern brechen wir einige Tage früher auf um die Zeit am Meer zu verlängern und nehmen unterwegs nach langer Abwägung mit San Gimignano das Städtchen Volterra mit. Dort ist es wirklich sehr hübsch und es bietet sich ein toller Blick auf toskanische Postkartenmotive.

Unsere Station am Meer ist das genaue Gegenteil des vorherigen Nonnenklosters: Ein Mobilheim auf dem typisch italienischen Campingplatz „Le Palme“ in Marina di Bibbona, mit großem Pool, Animation für Kinder, angrenzender Bar und tollen Meeresstand, der fußläufig in 15 Minuten erreichbar ist. Ein Kindertraum – den die Kinder ordentlich auskosten und über Stunden hinweg im Pool spielen. Die Mädels wollten eigentlich noch Pisa und den berühmten Turm besuchen: ich hatte jedoch schon genug Shops gesehen und die Stadt bei meinem Besuch vor ca. 15 Jahren als wirklich hässlich und wenig lohnenswert in Erinnerung. Am Ende siegte die Faulheit und wir blieben im „Sorglosland“ – und fröhnten dem „Il dolce far niente“, also dem süßen „Nichtstun“ zwischen zwei Eiscremes.