Von Nahrungsergänzungsmitteln bis zum Nullpunkt

Der Rückflug von Cusco nach Quito war mit viel Lächeln und einigen Kopfschmerzen verbunden: Neben mir saß ein junger Herr, der die Aufregung über seine erste große Reise in einem freundlichen, nicht enden wollenden Vortrag über ein Nahrungsergänzungsmittel kanalisierte, dessen Vertriebsleute sich zur ersten internationalen Konferenz in Quito am Folgetag zusammenfinden würden. Und er war einer von ihnen. Einer, der seinen Teil dazu beitragen werde, Fuxion zu „weltweitem“ Erfolg zu führen. Die knallrote Jacke mit entsprechendem Aufdruck unterstrich seine Überzeugung. Dass weder meine Spanischkenntnisse für eine solche Spezifik ausreichten, noch großes Interesse daran bestand, das Thema in allen seinen Facetten auszuleuchten, konnte dem Eifer meines Gegenübers keinen Abbruch zufügen. Während Anke eine Reihe weiter fröhlich vor sich hinkicherte, versuchte ich mehr oder weniger erfolgreich lenkend in die Unterhaltung einzugreifen, zeigte ihm aber letztlich ein wenig verweifelt doch, wo genau die von der Crew verteilten Kopfhörer eingestöpselt und wie Musikprogramme gewählt werden. Losgefahren war er offenbar auf typisch peruanische Art: Ohne jeden Plan. Die Landung sollte 0:15 Uhr sein, er hatte kein Hotel reserviert, baute darauf, dass ein Bus ihn in die Stadt bringen würde und war etwas enttäuscht zu erfahren, dass Quito nicht am Meer liegt und somit über keinen Strand verfügt. Ein wenig Bewunderung für so viel planfreie Initiative kann ich nicht verhehlen und ich hoffe sehr, dass dem sympathischen Kerl das Glück hold ist.

Zurück in Quito sollte diesmal der quirlige Stadteil Mariscal unser Ziel sein. Check-in im Hostal del Piamonte für 38 US$, gleich neben dem besonders bei Gringos beliebten Vergnügungsepizentrum Plaza Foch.
Und tatsächlich präsentierte sich die Stadt von einer ganz anderen Seite: Tür and Tür reihen sich Bars aller Coleur, schicke Cafés, Restaurants, Diskotheken, Karaokeschuppen und Nachtclubs aneinander und bieten dem meist jungen gutgekleideten Publikum reichlich Möglichkeiten zum Flanieren, Präsentieren und ausgelassene Nächte zum Tag werden zu lassen.

Schon ab dem frühen Nachmittag füllen sich die Kneipen und es herrscht eine gelöste, friedliche Stimmung, die der in europäischen Szenevierteln größerer Städte in Nichts nachsteht.

Quito liegt in der Nähe des Äquators und einige Kilometer außerhalb schien die Mitte der Welt („Mitad del Mundo„) ein lohnenswertes Ziel. Zwar hat man sich bei der Errichtung um einige hundert Meter vertan und bei den meisten zu sehenden Experimenten soll es nicht ganz mit rechten Dingen zugehen, aber das sollte uns nicht abhalten, zumal ein Planetarium und andere Ausstellungen ebenfalls zu bestaunen seien. In einem Kinofilm ist schließlich auch nicht das richtige Leben zu erwarten. Nach einer knapp zweistündigen abenteuerlichen Anreise via öffentlichem Bus inklusive zwei Mal umsteigen waren wir angekommen und es war furchtbar trist: das Museum ließ gerade niemanden rein, weil der Computer streikte, das Planetarium startet die Show nur bei mindestens 10 Besuchern (von denen acht fehlten, da wir allein waren) und das Insektarium hatte ohne Nennung weiterer Gründe ganz geschlossen. Sogar der Spielplatz war in einem erbärmlichen Zustand – ganze Klettergerüste waren umgekippt – so dass wir nach einigen Standardfotos am (falsch stehenden) Monument schnell und etwas enttäuscht den Rückzug antraten. Die investierten 7,50 US$ waren zwar wirklich nicht die Welt, wären aber in einigen dicken Eiskugeln besser angelegt gewesen.

Trotz dieses Faux Pas landet Quito, wie Cusco auch, weit oben in der Liste der interessanten und besuchenswerten Städte. Geschichte, Kultur, Architektur, Freundlichkeit und nicht zuletzt Vielfalt bilden eine reizvolle Mischung für Touristen, Auswanderer und Einheimische. Nur der Strand fehlt. 😉

Heute sind wir erfolgreich und planmäßig in Buenos Aires aufgeschlagen. Nur zwei Tage bleiben uns. Wir werden bald berichten.

Magisches Machu Picchu

Staunend steht man da, und kann sein Glück nicht fassen. Machu Picchu gehört zu den Orten, an denen es sich anfühlt, als verliere man kurz den Boden unter den Füßen vor lauter umgebender Schönheit und Gewaltigkeit. Gern würde man einen kurzen Jubelschrei in die Berge senden in dem festen Glauben, dass es bis Europa zu hören wäre: „Leute kommt her, das müsst ihr gesehen haben.“

Machu Picchu

Und das, obwohl uns nach 10 Monaten Reisen eigentlich nichts mehr so schnell aus den Socken haut. Schon die Anfahrt mit dem Zug durch das enge Tal lässt erahnen, was da auf einen zukommt, besonders wenn es so in Sonne getaucht wird, wie wir es erleben durften.

Noch ein kurzes Stück mit dem Bus und der Eingang eines der sieben Weltwunder ist erreicht. Dieses ist so entlegen, dass es die Spanier nie fanden und diesem Umstand ist es zu verdanken, dass diese Stadt noch so erhalten ist, wie die Inkas sie errichteten. Noch dreißig Jahre nach Ankunft der Konquistadoren im kaum mehr als 100 Kilometer entfernten Cusco lebten die Inkas in diesen Mauern unbehelligt, schafften alle Schätze in Sicherheit und verließen irgendwann Machu Picchu, über dessen konkrete Aufgaben sich die Gelehrten noch heute streiten. Erst 1911 wurde die inzwischen vom Dschungel überwucherte Stadt offiziell von einem Amerikaner wiederentdeckt, nachdem ihn ein Indianerjunge zu den heiligen Mauern führte. Die Existenz war im Tal also durchaus bekannt. Heute strömen jeden Tag bis zu 2.000 Besucher in diesen entlegenen Winkel der Erde, der bis heute nur durch einen sündhaft teuren Zug, eine umständliche Anreise mit einer mehrstündigen oder mehrtägigen Wanderung, z. B. über den alten Inka-Trail, dessen Zugang ebenfalls stark reglementiert und nicht ganz billig ist, erreicht werden. Gern hätte ich einen der Mehrtagestreks gewählt, aber das muss wohl noch etwa 10 Jahre warten, bis Felipe alt genug ist, so dass nur der Zug ab Ollantayambo (ca. 2 Stunden und 30 Soles ab Cusco im Collectivo, Unterkunft Inti Killa am Marktplatz 90 Soles inkl. Frühstück) in Frage kam. Von Cusco wäre die Anreise mit der Bahn noch teurer gewesen.

Die Größe der Anlage bietet den Besuchern durchaus genügend Platz und somit bewahrheiteten sich meine Befürchtungen einer Arm-an-Arm „Schiebebesichtigung“, wie z. B. im französischen Mont Saint-Michel erlebt, zum Glück nicht. Problemlos lassen sich Oasen finden, an denen die Erhabenheit dieses Ortes ungestört genossen werden kann.

Es ist einfach unfassbar, wie die alten Genies an steilen Hängen in diesen Höhen mit tonnenschweren Steinen hantierten und mit welcher Präzision sie diese verarbeiteten.

Wer sich diesen Zauber noch ein wenig ungetrübt erhalten will, der sollte die Reisebuchhaltung an diesem Tag abends lieber verschieben, denn er wird einen ähnlich unfassbar schweren Schlag gegen das Reisebudget hinnehmen müssen. Dagegen ist Disneyland im wahrsten Sinne des Wortes „Kindergeburtstag“, allerdings sind die Eindrücke auch kaum vergleichbar. Dennoch wird es einer der teuersten, wenn nicht der teuerste Einzeltag unserer Reise bleiben, obwohl wir alles selbst organisiert, Essen und Getränke mitgenommen und auf Souvenirs verzichtet haben.

Ansonsten bestätigte das Land erneut seine Ursprünglichkeit und Schönheit. Alte verträumte Lehmgehöfte, traditionell gekleidete Menschen (Indio-Frauen tragen Hut und lange, zu Zöpfen geflochtene Haare) und Felder, die teilweise noch manuell bestellt werden sehen manchmal aus, als wäre alles für eine historische Fotoreise arrangiert worden. Zwischendurch schauen die Jüngeren, wie es ihrem Facebook-Profil geht und Minivanfahren („Collectivo“) ist auch hier nichts für schwache Nerven.

Wir sind zurück in Cusco und noch unschlüssig, was wir mit den verbleibenden vier Tagen anstellen könnten. Amazonas-Dschungel, Strand oder Berge.. oder doch lieber ausruhen… mal schauen. Das Restprogramm ist eng gestaffelt, so dass wir ggf. etwas Kraft sparen sollten.

Am Montag geht es zurück nach Quito und am Donnerstag weiter nach Buenos Aires, Argentinien.

Panflötenmusik ist übrigens allgegenwärtig. Ich dachte ja immer, dass sei eine der Erfindungen volksmusiknaher deutscher Fernsehsendungen, die ich in meiner frühen Jugend wehrlos über mich ergehen lassen musste. Aber tatsächlich… hier also als „Atmo“ das gefühlt einzige Lied, dass man auf den Pfeifen spielt. „El Condor pasa“

Im Heiligen Tal auf den Spuren der Inkas

Das Heilige Tal Perus erstreckt sich über viele Kilometer der peruanischen Anden und wird von einigen schneebedeckten Sechstausendern so dramatisch in Szene gesetzt, dass es selbst ohne die bestaunenswerten Inka-Stätten einen Besuch wert wäre.

Entgegen unseren Gewohnheiten entschieden wir uns schon aufgrund der Distanzen für eine geführte Bustour für 66 Euro inkl. Mittagessen, was sich als eine der besten Investitionen unserer Reise herausstellen sollte. Nachdem wir am Vortag bei Cusco schon das zu Fuß zu erreichende Areal von Saksaywaman erklommen hatten, eroberten wir nun die Ruinen von Pisaq, Ollantaytambo und Chicheno. Unglaublich was die Jungs damals so in den Höhenlagen der Anden auf die Beine gestellt haben, bis erst ein Bruderstreit und letztlich die Spanier dem Kultur- und Bauboom ein jähes Ende bereiteten.

Bis dahin wurden unzählige Terrassen an den Berghängen angelegt, Versorgungsstationen entlang endloser Pfade bewirtschaftet, Tempel sowie militärische und astronomische Bauwerke mit einem unvorstellbaren Aufwand auf größtenteils schwer zugänglichen Terrain errichtet. Tonnenschwere Felsblöcke wurden dazu erst kilometerweit transportiert und anschließend in endloser Schinderei mit Wasser und Sand in Ihre endgültige Form geschliffen bis sie sich fugenlos ineinanderfügen ließen. Die vor den gewaltigen Mauern zu spürende Ehrfurcht kann in den Bildern kaum gebührend eingefangen werden.

Am Abend noch eine kurze Demonstration, wie man aus der weltbekannten Alpaca-Wolle zuerst einen weißen Faden gewinnt, wie dieser dann mittels natürlicher Farben eingefärbt und letztlich zu allen denkbaren Kleidungsstücken verarbeitet wird. Lila entsteht ubrigens aus einer violetten Maissorte, rot aus Insekten, die auf Kakteen leben.

Gegen 19 Uhr waren wir wieder zurück in Cusco und fühlten uns nach einem erlebnis- und lehrreichen Tag richtiggehend beschwingt, bis uns die Müdigkeit an diesem Abend recht früh einholte.

Auch von Peru werden wir nur einen viel zu kleinen Teil bereisen können und was wir sehen, erleben und erahnen, macht Lust auf mehr. Einzig die Restaurants können oft nicht überzeugen: Selten bekommen wir unser meist nur durchschnittliches Essen gemeinsam und in 70% der bisherigen Fälle verschwindet die Personalunion aus Bedienung und Koch nach unserer Bestellung erst mal im Minimarkt nebenan. Aber was soll’s. Die Menschen sind sehr freundlich, das Land vermittelt trotz vieler Touristen eine Menge Ursprünglichkeit und die Natur strotzt nur so vor Schönheit.

Cusco – Der Nabel der alten Welt

Das Wort Cusco (Qusqu) entstammt der Inkasprache Quechua und bedeutet „Nabel der Welt“. Die Stadt soll vom Volk der Tampus und damit von den ältesten Menschen überhaupt erbaut worden sein. Um das Jahr 1200 herum gründete demnach der erste Inka Manco Cápac, der Sohn der Sonne, mit seiner Schwester Mama Ocllo das spätere Machtzentrum einer der sagenumwobenen Hochkulturen, bis ein Bruderstreit und letztlich die Plünderung und Brandschatzung durch den Spanier Pizarro dieser Blüte ein Ende setzte. Nur die gewaltigen Grundmauern der ehemaligen Herrschersitze, auf denen die Spanier prachtvolle Kirchen bauten, waren weder durch Konquistadoren, noch durch Erdbeben zu zerstören. In seiner größten Ausdehnung war das Inkareich so gewaltig, dass es flächenmäßig übertragen von Spanien bis tief nach Russland gereicht hätte.

Erst Anfang dieses Jahrhunderts erlangte das zwischenzeitlich bedeutungslose Provinzkaff durch die Wieder-Entdeckung der heute berühmtesten und durch die schwere Zugänglichkeit nie von den Spaniern betretene Inkastätte Machu Picchu wieder an Bedeutung.

Das Zentrum Cuscos wurde zum Weltkulturerbe erklärt und steht Quitos Altstadt, der anderen Residenz der verfeindeten Inkabrüder, in Sachen kultureller Vielfalt und historischer Bausubstanz in nichts nach. Heute leben ganze Volkerstämme von den alten Legenden um Machu Picchu, so dass der geplante Besuch zur teuersten Einzelunternehmung unserer Reise geraten wird, trotzdem wir auch hier auf eine Tourbuchung mit „Keksverkostung“ und sonstigem Schnick-Schnack verzichtet haben.

Erst mal lassen wir es jedoch ruhig angehen, um die Gefahr der Höhenkrankheit, Cusco liegt auf 3.500 Metern über dem Meeresspiegel, zu minimieren. Diese Höhe ist schon bei kleinen Anstrengungen wie die Erklimmung einiger Treppen schnell zu merken, wenn Puls und Atmung anziehen um genügend Sauerstoff in die Lungen zu pumpen. Bisher geht es uns aber gut, wir tingeln betont langsam durch Stadt, Kirchen und Museen und werden voraussichtlich morgen nach Ollantaytambo, ins „heilige Tal“ (Valle Sagrado) weiterreisen.

Baños – Die Waschküche Equadors

Den Namen („Badezimmer“ oder auch „Klos“) verdankt diese Stadt angeblich dem häufigen Nebel und den tiefhängenden Wolken, die aufgrund der hohen vulkanischen Aktivität durch die vielen heißen Quellen der Gegend ausgelöst werden. Wir hatten jedoch verhältnismäßig Glück und bis auf ein paar kurze gelegentliche Schauer bewies der Baños, dass es auch Sonne kann.

Nur 3,5 Stunden von Quito entfernt wollten wir hier zumindest noch eine natürliche Seitr Ecuadors erkunden, bevor wir nach Cusco in Peru aufbrechen. Es hat sich gelohnt: der Besuch des kleinen Zoos, ein nächtlicher Ausflug in die Nähe des großen Vulkans mit Blick auf die Stadt und eine kleine Wanderung bei herrlichem Sonnenschein durch die umgebenden steilen, grünen Hänge brachten die erhoffte Abwechslung zur quirligen Metropole Quito. Eigentlich hatten wir gehofft, einige kleinere Vulkanaktivitäten beobachten zu können, der Berg schwieg aber. Wie wir erfuhren, bricht er aktuell recht verlässlich alle drei Monate aus. Das letzte Mal geschah dies im April, so dass erst im Juli wieder damit zu rechnen sei.

Anke war von den vielen kleinen Geschäften ganz angetan und sogar ich muss zugeben, dass im Gegensatz zum typischen, meist nutzlosen Folklore-Mist der Souvenirläden dieser Erde einige schöne, nützliche Dinge zu finden waren.

Nach drei Nächten im zweckmäßigen, aber gut gelegenen Hostel Erupcion für budgetschonende 24 US$ pro Nacht inkl. Frühstück zurück nach Quito und morgens um 5 Aufbruch zu unserem Flug nach Cusco in Peru.

Dem Himmel so nah, die Wolken berührt

Noch immer sind wir in Quito. So viel Kultur hatten wir lange nicht: im näheren Umkreis befinden sich ca. sechs oft prunkvolle, teilweise fast überladene Kirchen, wie wir sie in dieser Dichte noch nirgends gesehen haben.

Die Stadt wirkt trotz großer Polizeipräsenz entspannt und die Menschen begegnen uns und anderen sehr freundlich, was ein deutlicher Unterschied zu den „Miesepetern“ aus Zentralamerika ist. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie nicht den ganzen Tag Salsa hören oder die Temperaturen nicht so hoch sind, dass bei einem Tritt vor die Tür binnen Sekunden jede Energie aus den Knochen weicht. Bisher haben wir allerdings auch viel weniger (offensichtliche) Armut beobachten können und auch die sonst so weit verbreitete Vermüllung ist uns noch nicht begegnet. Wir erleben Quito als eine fantastische Stadt und schon jetzt ist zu bedauern, dass zu wenig Zeit für die Erkundung dieses vielseitigen Landes zur Verfügung steht.

Darüber hinaus ist alles sehr günstig: 15 Minuten im Taxi für 3 Dollar, Zimmer in der Altstadt für 30 Dollar, ein Mittagessen ab 2,50 Dollar, Bus quer durch die Stadt 25 Cent, Überlandbusse pro Stunde ca. 1 Dollar… da macht Reisebuchhaltung Spaß.

Gestern ein Männerausflug mit dem Teleferiquo (Gondelbahn) auf 4.100 Metern Höhe zu den Wolken über Quito. Den kleinen Höhentauglichkeitstest hat Felipe mit Bravur bestanden und so ließen wir lange den Blick über die Stadt wandern und beobachteten, wie sich die nahen, zum Teil unter uns liegenden Wolken ständig veränderten. Was für ein Luxus!

Quito – Weltkulturerbe in 2.900 Metern über dem Meer

Wow, mit so viel Historie hatten wir nicht gerechnet. Die höchste Hauptstadt der Welt (2.900 m) geizt nicht mit prächtigen Kirchen, kleinen Gassen und ja, endlich wieder freundlichen Menschen.

Wiedereinmal beweist sich, dass der Titel Weltkulturerbe tatsächlich eine Bedeutung hat. Bisher sind wir von den ersten Eindrücken, die wir von  Land und Leuten bekommen haben, sehr angetan. Wir bleiben noch mindestens zwei Tage hier.

PS: Bei der vermeintlichen Sahne auf den beiden Bildern handelt es sich um Creme, wie wir sie aus Mohrenköpfen kennen. Superschwer, supersüß… Tod durch Zucker. 😉

Panamà – Aufbruch oder Strohfeuer?

Casco Viejo, die Altstadt von Panamà ist ein Mix aus idyllisch renovierten Gassen, kolonial anmutenden Ruinen, bei denen nur noch die Fassaden stehen und improvisierten Notbehausungen. In den Straßen patroullieren schwer bewaffnete Polizisten mit schusssicheren Westen und alles deutet darauf hin, dass man sich nachts hier besser nicht verlaufen sollte.

Schon bei unserer Ankunft wurden wir Zeuge, wie zwei offensichtlich Angetrunkene aus einer Bar sich mit Fäusten bearbeitend auf der Straße landeten, wo innerhalb von fünfzehn Sekunden drei Vertreter der Schutzmacht intervenierten. Unser Taxifahrer lächelte und merkte an, dass das hier normal und die Gegend drei Straßen weiter sicher sei.

Unser Hotel befand sich genau an der Grenze zwischen beiden Welten. Was bis tief in die Nacht von der Straße zu hören war, ließ eine Gesellschaft erahnen, in der Gewalt, Alkohol und das Recht des Stärkeren regiert.

Aber es regt sich etwas. Überall hämmert und werkelt es und Trupps von schweißgebadeten Handwerkern hauchen den oft bis auf die Außenmauer entkernten und verfallenen Ruinen neues Leben ein. Es dürfte sehr spannend sein, hier in zehn Jahren wieder einmal vorbeizuschauen. Es würde uns nicht wundern, wenn wir ein quirliges Viertel mit dem Charme historisch gut erhaltener europäischer Innenstädte vorfinden. In Verbindung mit der modernen Skyline, den nahegelegenen Naturparks, dem Kanal und ihrem ethnischen Reichtum könnte die Stadt (und das Land) die attraktivste Destination Zentralamerikas werden, wenn sie das denn nicht schon ist, was wir mangels Zeit nur schlecht beurteilen können.

In Sachen Freundlichkeit gibt es deutliche Defizite, wobei es nur wenig tröstlich ist, das hier zwischen Touristen und dem Verhalten untereinander kein großer Unterschied zu bestehen scheint. Wenigstens ist es also nicht gegen „uns Gringos“ gerichtet. Angesichts der immer und überall seeeehr laut laufenden Salsa-Gute-Laune-Mucke ist das trotzdem verwunderlich. … außer wenn man es, wie wir, im Dauerbetrieb kaum aushält.

Mit dem ausnahmsweise mal sehr netten Taxifahrer haben wir uns auf dem Weg zum Flughafen eine halbe Stunde lang angeschrien, was ihn jedoch nicht bewog, die Lautstärke auch nur einen Grad zu mindern, obwohl er die Unterhaltung am Leben hielt. Zum Abschied schenkte er uns Bonbons und wenig später saßen wir im Flugzeug nach Ecuador.

Hier angekommen, bei „frostigen“ fünfzehn Grad, haben wir unser schönes Zimmer im Hotel Principal in Quitos Altstadt bezogen. Eine verschließbare Badezimmertür, ein nicht tropfender Wasserhahn, ein Bett für jeden, keine von der Decke hängende Farbe und keine in den Fenstern fehlenden Scheiben rechtfertigen den Preis von 50 US$ inklusive Frühstück – im Vergleich zu unserer letzten Absteige – zur Genüge.

In den nächsten Tagen werden wir erkunden, ob sich der tolle Eindruck, den wir von dieser modernen Metropole während unserer Anreise gewonnen haben, bestätigt. Wenn es doch bloß nicht so kalt wäre!

Morgen sind mit „gerade mal“ 24 Grad zu rechnen und heute Nacht soll das Thermometer gar auf 9 Grad fallen, was eindeutig außerhalb unserer Komfortzone liegt.

Fah‘ ma‘ ma‘ nach Panama

Leider besteht unsere Panama-Tour fast ausschließlich aus der langen Anreise nach Panama-Stadt. Gestern zwischen 9 und 17 Uhr über den Grenzübergang Sixaola bis nach David, wo wir bei strömenden Regen im Purple House unterkamen, heute dann noch ein mal sieben Stunden inklusive einer unplanmäßigen kurzzeitigen Evakuierung wegen Rauchentwicklung unbekannter Ursache und anschließendem Bustausch in Santiago. Obwohl unser Musikgeschmack nicht unbedingt eindimensional ist und Latino-Mucke sehr beschwingend sein kann, konnten wir es nach sieben Stunden gut verwinden, dem jede Textzeile mit einem schrillen Trompetentakt konnotierenden Gedudel endlich zu entkommen.

Abstieg im Hotel Casco Antiguo für günstige 38 US$ inkl. Frühstück, in dem einige Elemente noch von einer lange zurückliegenden, prachtvollen kolonialen Glanzzeit zeugen, das allerdings heute eher einer Bruchbude gleicht. Es liegt aber günstig in Panamas Altstadt und das Internet funktioniert auch, so dass wir unseren Aufschlag in Ecuador organisieren können. Übermorgen ist es so weit.

Über Panama können wir logischer Weise bisher nur wenig berichten: Es gibt relativ große Supermärkte, die denen in den USA ähneln, bis auf die zwei Jungs mit den dicken Knarren am Eingang. Die Skyline des modernen Geschäftsviertels erinnert ebenfalls an amerikanische oder asiatische Metropolen. Die Menschen des Multi-Ethnien-Staates scheinen, wie in den Nachbarländern auch, nicht viel Interesse an den vorderen Plätzen des weltweiten Freundlichkeitsrankings zu haben, wir können aber auch nichts wirklich Negatives berichten. Den goldkettchenbehangenen „Muchachos“, die hier in den dunkleren Straßen abhängen, gehen wir jedenfalls lieber aus dem Weg.

Morgen wollen wir uns den berühmten Panamal-Kanal ansehen und dann gibt es sicher auch einige Fotos. Bis dahin kann sich hiermit eingestimmt werden, aber Achtung: Einmal im Kopf ist das nur schwer wieder „loszubekommen“: