Die erste Untersuchung beim Doc brachte keine schlechten Neuigkeiten und das Hämatom war nach einem kleinen Stich schnell ein gutes Stück kleiner. Laut Auskunft ist das nichts Ungewöhnliches und ich durfte endlich wieder ins Wasser. In einer Woche sollte ich wiederkommen, also nichts wie los…
Die Überfahrt nach Nusa Lembongan ging flott und endet in einem Indonesien, das auf der Hauptinsel seit geschätzten 15 Jahren Vergangenheit und damit deutlich beschaulicher ist. Die Unterkunft in „Bungalow No 7“ kostete mit 21 Euro inklusive Frühstück, Pool und direkter Lage am Meer einschließlich Blick auf Balis höchstem Vulkan nicht nur halb so viel, wie unsere letzte Bleibe in Sanur, sondern war damit auch doppelt so schön. Eine guter Kombination. Da Surfen wegen des Armes gestrichen war, konnte ich der Tauchschule direkt nebenan nicht widerstehen und buchte einen Aufbaukurs einschließlich 5 fantastischer Tauchgänge mit Sichtweiten von bis zu 40 Metern, was selbst fūr hiesige Gefilde nicht selbstverständlich ist. Bei 25 bis 28 Grad Wassertemperatur lässt sich das nur als phänomenal umschreiben und nach zwei Tagen hatte ich mein Zusatzzertifikat in der Tasche. Die erstaunlichste Begegnung dieser Tage war zweifelsfrei eine Chinesin, die sich nach Tauchmöglichkeiten erkundigte und auf Nachfrage angab, nicht schwimmen zu können. Auf die Frage einer Tauchlehrerin, ob sie denn unter Wasser laufen wolle, schienen auch in ihr erste Zweifel zu keimen, dass das eine wahnsinnig gute Idee sei.
Da auf Lembongan der Takt langsamer läuft, erkundeten wir die Insel via Motorroller. Keine Polizei, keine Helmpflicht, keine Altersbeschränkungen: die jüngsten Fahrer waren sicher nicht älter als 10 Jahre.
Rollerausflüge zeigen die unverblümte Wahrheit: auch hier ist man vom Luxus sich mit Umweltfragen beschäftigen zu können oder zu wollen noch zwei, drei Lichtjahre entfernt, so dass westlich-romantische Vorstellungen eines schmucken, einfachen, grünen Dorflebens im Paradies schnell vermüllter Ärmlichkeit weichen müssen, selbst wenn jeder ein facebookfåhiges Handy zu besitzen scheint. Man tut vermutlich gut daran, darüber nicht zu richten, sondern es wertfrei als Puzzleteil ins Erlebte einzufügen.
Eine große Rolle spielt auf der Insel das Sammeln, Trocknen und Verkaufen von Seegras, das z. B. in der pharmazeutischen Industrie eingesetzt wird. Man sieht es überall ausgebreitet in der Sonne liegen.
Alles andere als beschaulich lässt sich unsere Rückfahrt beschreiben. Hohe Wellen warfen unser kleines Boot hin und her und ließen uns unsanfte Sprünhe vollführen. So viel Freude Felipe daran hatte, so sehr haben einige dem Frühstück gut zugeredet, dass das sicher bald vorbei sei und es keinen Grund gäbe, selbst nachzusehen. Auch uns war ein wenig schummrig zumute.
Wir fanden Lembongan Klasse und hätten rückblickend schon viel früher die Hauptinsel verlassen sollen.
Zurück in Sanur zur Nachuntersuchung wurde ich gestern ein weiteres Mal „zur Ader gelassen“ und der Druckverband erneuert. Zwar habe ich keine Schmerzen, aber mir wurde geraten meine Surfpläne auf spätere Ziele zu verschieben.
PS: Wer hier mal vorbeikommt, sollte sich das Essen in Maria’s ganz am Ende der Dorfstraße nicht entgehen lassen. Auch hier wieder die tolle Kombination: halber Preis, doppelt so lecker, Wahnsinnsblick, kein stõrender Schnick-Schnack, wie Tischdecken. 😉