Nachschlag für Hartgesottene

Einige Spezialitäten ließen sich in heimischen Breiten schwierig an den Mann bringen. Wer nach dem Pancake auf der Suche nach etwas herzhafter Abwechslung für den Grill ist, sollte sich vielleicht von Hunden (Kambodscha), Insekten, Eichhörnchen, Vogelkücken oder gar Fledermäusen inspirieren lassen.

Während wir für die Beschaffung der Erstgenannten keine Unterstützung bieten können, vermitteln wir zur Fangtechnik von Fledermäusen gern einen Kontakt nach Löbau. 😉

Durchwachsene Tage in Sihanoukville

Die Reise nach Sihanoukville in einem großen, dafür etwas langsameren Reisebus war deutlich angenehmer, als unser Minibus-Höllenritt von Siem Reap nach Phnom Penh. Natürlich hatte auch diese Fahrt wenig mit den Ge-TüV-ten Reisebussen und ebenen Autobahnen wie wir sie in Europa kennen zu tun, aber ab und an ließ sich gefahrlos eine Flasche zum Mund führen.

Während des zweiten Teils wurde nur unser eher gitarrenlastiger Musikgeschmack durch laute Karaoke-DVDs mit viiiielen gaaaanz langsamen Liebesliedern auf eine Probe gestellt, zum Mitsingen mit eingefärbtem Text auf dem mittig hängenden Flachbildschirm. Die Beteiligung war jedoch zurückhaltend, ich hörte aber auch schon von 5-stündigen Sangestouren. Vielleicht ja beim nächsten Mal, wer könnte sich auch ein authentischeres Reiseerlebnis vorstellen.

Sihanoukville hat uns hingegen nicht überzeugt. Vielleicht lag es daran, dass Felipe den ersten Tag fiebrig im Bett zubrachte, vielleicht auch am Müll, der uns in den darauffolgenden Tagen am eigentlich idyllischen Strand zu häufig begegnete, vielleicht waren es auch zu viele Sextouristen, die mit ihren viel zu jungen kambodschanischen Bezahlfreundinnen herumstolzierten und vielleicht war es auch die farbenfrohe, aber wenig einladende Qualleninvasion, die den Strand am zweiten Tag heimsuchte – vermutlich war es aber die Summe dieser Dinge, die kein uneineingeschränktes Wohlbehagen aufkommen ließ. Zwar lassen sich kitschige Postkartenmotive schießen, die Wahrheit sagen sie aber nicht. Wir trösteten uns zur Abwechslung in einem deutschen Restaurant, wo wir zwischen Rouladen, Gulasch, Lebrwurstbrot und Eisbein um eine Entscheidung rangen, während ein Weißbier erste Hilfe beim Denken leistete.

Zu längerem Bleiben überzeugte auch das nicht und so zeigt unser inneres Navi nun Richtung Laos, wobei wir Bangkok wiedersehen werden.

Um nicht 24-Stunden auf Achse zu sein, legten wir einen letzten kambodschanischen Zwischenstopp in Koh Kong, im Oasis Bungalow Ressort ein. Erwartetes aber fehlendes WIFI machte Besitzer Jason Webb durch durch einen langen Abend mit unzähligen Geschichten und Eindrücken mehr als wett. Wohl zum ersten Mal war ich froh, dass zickende Technik uns so viel und immer noch zu wenig Zeit für diesen langen Abend gab. Er ist weit gereister irischer Katholik, 43 Jahre alt, spricht das hiesige Khmer (!!!!) und baute vor 9 Jahren sein Resort in die Sümpfe Kambodschas, aus Abenteuerlust, Enthusiasmus für das Land und um Geld zu verdienen. Sextouristen kommen bei ihm nicht unter und Missionare mag er ob ihrer oberlehrerhaften Selbstgefälligkeit, die sich in begrenztem zeitlichen Engagement äußert, ohne dabei die Anstrengung zur Erkundung der gesellschaftlichen Bedingungen zu unternehmen, auch nicht. Über Amerika und Britannien („Es sei wirklich an der Zeit das ‚Groß‘ zu streichen“) schüttelt er seit Jahren ebenso den Kopf, wie ich und vermutlich viele andere.

Fantastische, in breitem irischen Akzent vorgetragene Geschichten: Zum Beispiel von einem nächtlichen Grenzübertritt zwischen Uganda und der damals (wie heute) im Bürgerkrieg befindlichen Demokratischen Republik Kongo „um in der Stadt ein Bier zu trinken“, was auf dem Rückweg in einer schwer bedrohlichen Auseinandersetzung mit einem Offizier mündete, einschließlich erwogenen Lösegeldforderungen und mit Blick auf mehrere Maschinengewehrläufe. Es endete glimpflich, war aber eine der wenigen Situationen, in denen er mehr als nur Angst verspürt habe …. und in die er sich ohne Not selbst brachte.

Er ist gerade dabei, dass Ressort zu verkaufen um sich anschließend in Sri Lanka nach etwas Land und einem Haus umzusehen, um sich zur Ruhe zu setzen. Kambodscha müsse er verlassen, da er viele gesellschaftliche Werte nicht mehr hinnehmen könne, z. B. die Verbindung von alles und jedem mit Geld, noch immer zum Großteil stattfindende arrangierte Hochzeiten, einige Riten und Aberglauben, Rolle und Status der Frauen inklusive des Umgangs mit Vergewaltigungen und Pädophilie, letztlich im Prinzip die generelle Ignoranz einer möglichen und schnellen Weiterentwicklung. Auf das ewige Lächeln könne man nichts geben, dahinter verberge sich oft eine fast grausam agierende und in ihren Zügen relativ primitive Gesellschaft. Bereut hat er freilich nichts, auch wenn in seinen Worten etwas Wehmut, auch und vielleicht gerade wegen einiger persönlicher Enttäuschungen zu erkennen war. Denn noch geht er sicher nicht im Groll, sondern weil es an der Zeit sei und die gewonnenen Erkenntnisse es erfordern.

Ich hoffe, er schreibt ein Buch.

No, thank you. Sorry.

Ich habe keine Ahnung, wie oft man hier am Tag „No, thank you“ sagt, aber ich bin mir sicher, es waere eine beeindruckende Zahl.

Schon in Bangkok versuchen einen freundlich laechelnde Faenger in die Laeden zu locken und hier hat sich dies nochmals verstaerkt.

Sobald man auf die Strasse tritt, schallt einem ununterbrochen mindestens einer, oft auch mehrere der folgenden Fragen entgegen…

  • Sir, Tuk-Tuk Sir?
  • Want massage? („Uant Massaaasch?“)
  • Buy something? („Bai samsiiiiing?“)

Oft genuegt ein einfaches Nein nicht. Um jeden Dollar wird gekaempft und deshalb versuchen wir dies mit Freundlichkeit zu quittieren.

Gestern habe ich mich ein wenig mit dem Barmann unterhalten: Er hat zwei Tage im Monat frei, aufgrund der Probezeit verzichtet er aber momentan darauf. Er wohne mit seiner Frau in einem Zimmer, dass so gross sei, wie der Raum den sein Bartresen umschliesst (schaetzungsweise 15 qm) und fuer dass er 80 Dollar im Monat hinblaettert. Er ist 30 Jahre alt und war noch nie bei den Tempeln von Angkor oder am kambodschanischen Strand von Sihanoukville. Kinder kann er sich noch nicht leisten, moechte aber gern zwei haben. Der Job sei der Beste, den er bisher hatte, schliesslich gibt es eine kostenlose Mahlzeit pro Tag.

Von unserem letzten Tuk-Tuk-Fahrer Winh aus Siem Reap weiss ich, dass in Hotels durchschnittlich ca. 70 Dollar pro Monat gezahlt werden. Mein „Freund“ von gestern mag etwas mehr bekommen (sonst koennte er die Wohnung ja nicht bezahlen), aber es gibt einen gewissen Rahmen, in dem spekuliert werden darf.

Er fuehrte weiter aus, dass Armut grob in 3 Stufen unterteilt werden koenne: Die Ziffer der Stufen beschreibe dabei die Anzahl taeglicher Mahlzeiten. Wer mag es da den Leuten verdenken, dass Sie um ihr Leben kaempfen, sogar die Kriminalitaetsrate erscheint angesichts dieser Verhaeltnisse vergleichsweise niedrig.

Auslaender und seine Gaeste mag er angeblich trotzdem, auch wenn er den Franzosen von vor zwei Wochen nun wirklich nicht verstuende, der zwei Naechte im Casino und einen Verlust von 1.500 Dollar mit einem „es sei ihm egal“ quittierte, gleichzeitig seinen Alkohol aber im Supermarkt hole und im Zimmer selbst Cocktails mixe. Der Spieler bezahlte nur fuer das Eis, dass er bei ihm von der Bar bezog.

Auf meine Frage an den Barmann, was er mit der gleichen Summe Geld machen wuerde, anwortete er, dass er sich noch entscheiden muesste, ob er kurzfristig seinen Eltern helfen, oder die weitere Ausbildung seines Bruders bezahlen wuerde.

Ich verabschiedete mich, zahlte meine 10 Dollar, gab 1 Dollar Trinkgeld und ging ins Bett, wo ich noch ein wenig an die Decke schaute.

Von Siem Reap nach Phnom Penh

Komfortables Reisen sieht anders aus, aber wir sind nach 5 Stunden im Minibus ordentlich durchgeschüttelt, aber heil angekommen, was angesichts des an den Tag gelegten Fahrstiles nicht als selbstverständlich anzusehen ist. Zwei Zielbier in unserem Backpacker „Mad Monkeys“ lassen nun die Lebensgeister zurückkehren. Ach ist das Leben schön.

Leider konnten wir unseren Aufenthalt nicht verlaengern und haben daher fuer die kommenden beiden Naechte im Queen Wood Hotel eingecheckt. Danach fahren wir nach Sihanoukville und werden im Footprints uebernachten.

Die sagenhaften Tempel von Angkor

Drei Tage sind wir nun durch die über 1000 Jahre alten Gemäuer von Angkor geschlendert – staunend, ehrfürchtig, schwitzend. Was für ein Luxus, diese Dimensionen zu erfahren. Zum Abschluss erwartete uns im Family-Hotel Bunlinda ein erfrischender Pool. (http://www.bunlindahostel.com, 17 $). Auch die Stadt Siem Reap hat uns sehr gefallen. Die Küche der hiesigen Khmer muss sich in keiner Hinsicht verstecken, die Sprache klingt hingegen, als wenn man an einem alten Radio ohne Sendersuchlauf auf Mittelwelle am Knopf dreht, gemischt mit einigen Batman-Comic-Sprüchen a la karang-karang-tschabeng.

Und auch heute können wir glücklicherweise vermelden: Es geht uns gut.

Abgezogen, aber angekommen :)

Nach einer langen, ermüdenden Reise mit dem vollen Programm der Bus-Abzocke (Scam, siehe hier: http://wikitravel.org/en/Poipet) sind wir letztlich doch angekommen. Nun ja, 23 Euro zu viel ausgegeben zu haben ist kein Beinbruch, nervt aber. Ich kann mich damit trösten, dass der 6 Uhr Zug von Bangkok aufgrund aktueller Überflutungen momentan nicht zur Verfügung steht, hatte aber erwartet, dass wir mit einem Direktticket aus Bangkok davon verschont bleiben. Dank des Internets kann ich dafür aber zumindest eine kleine Quittung abgeben und nun Schwamm drüber.

Heute war entspannen und relaxen im Bunlinda Hostel (http://www.bunlindahostel.com) angesagt, morgen gehen Tempel anschauen.