Sanfte Landung im Alltag

Der Empfang am Bahnhof war herzlich und schon am Abend kamen alle zum lang ersehnten Grillfest zusammen. Wir lachten viel, genossen die Gesellschaft und es fühlte sich gar nicht so an, als sei fast ein ganzes Jahr vergangen. Was für ein Fest, was für eine Freude! Nachdem wir in den folgenden Tagen die notwendigen Wege zu Krankenkasse und Arbeitsagentur erledigt hatten und das Auto wieder zugelassen und fahrbereit war, ließen wir uns noch ein wenig treiben und kümmerten uns um Dinge, für die wir bald keine Zeit mehr haben würden.

Die Wochen zogen ins Land und der Alltag ergriff langsam wieder Besitz von unserer Zeit. Seit 24.07. sind wir wieder in unseren eigenen vier Wänden, am 01.08. startete ich an alter Wirkungsstätte ins Berufsleben und dieses Wochenende feierten wir zu Felipes Schuleintritt ein rauschendes Fest im Kinder- und Jugendzentrum „Die Insel“. Freudig wurden die vielen Geschenke ausgepackt, mit Stolz der Schulranzen gepackt und der neue Abschnitt, der unseren Alltag die kommenden Jahre prägen wird, kann beginnen.

Ob wir wieder „richtig da“ sind, lässt sich nur schwer sagen und vermutlich würden die Antworten sehr unterschiedlich ausfallen. Ich hoffe, wir kommen nun dazu, die lange versprochenen „statistischen Daten“ unserer Reise noch etwas aufzuarbeiten.

 

 

 

In 328 Tagen um die Welt – eine Traumreise ist Geschichte

Eine Traumreise geht zu Ende und wir sind dankbar und glücklich, dass uns diese vergönnt war. Sie dauerte 328 Tage, führte uns auf 4 Kontinente, in 20 Länder mit 17 Währungen, ließ uns in ca. 116 unterschiedlichen Unterkünften schlafen und noch öfter den Rucksack packen. Genau 24 Mal stiegen wir in ein Flugzeug und sind tausende Kilometer mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln gefahren. Im Gepäck haben wir nun ungezählte bereichernde Begegnungen, Erinnerungen, Erfahrungen, Glücksmomente und einige wenige Schrecksekunden.

Wir freuen uns auf zu Hause, auf Familie und Freunde, auf Patenkinder, auf viel reden (Anke) und auf wenig reden (René), auf die Gesellschaft von spielwütigen Kindern und die Schule (Felipe), auf frisches Schwarzbrot und Bäckerbrötchen, auf Obsttorte, Klöße, Rotkraut, Knödel und Gulasch, auf Knacker, Quark, Glühwein und Weihnachtsmarkt, auf Radfahren, auf das Auswärtsspiel der Wismut in Leipzig usw.

Und bald werden wir von neuen Zielen träumen: von Kanada, Kolumbien, Kuba, Mexiko mit seinen Maya-Stätten, den San Blas Inseln in Panamà, von Chile, Bolivien, China, Neuseeland, Indien, Alaska, dem Yellowstone Nationalpark, Botswana, vom Kilimandscharo, der Serengeti und Sansibar in Tansania, den Viktoria-Fällen in Simbabwe, einer Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn usw., um die zu nennen, die uns „spontan“ einfallen.

Haben wir „die Welt“ gesehen?

Nein, sicher nicht. Ungefähr 195 Staaten gibt es, zwanzig (wir zählen Puerto Rico mal einzeln) haben wir in den letzten elf Monaten bereist oder zumindest durchkreuzt. Aus früheren Reisen – vornehmlich in Europa – kommen noch ca. fünfzehn dazu, ergibt 35 Staaten. Das sind knappe schlappe 18 Prozent bzw. 165 graue, zum Teil riesige Flächen auf unserer „Freirubbel-Weltkarte“. Würden wir jedes Jahr drei Länder schaffen, könnten wir uns im Alter von 93 Jahren zur Ruhe setzen. Sicher muss man nicht alles gesehen haben, aber die Hälfte wäre schon toll: macht bei realistischeren zwei Zielen pro Jahr ein Reiserentenalter von 79 Jahren. Oooookay. Warum gibt es eigentlich keinen „Reiserentenbescheid“, der einem so etwas Erschreckendes mal vorrechnet?

Erfolgsaussichten also düster, aber wir bleiben dran. 🙂

In den kommenden Tagen werden wir noch über Finanzen, Tipps und Tricks und vom Ankommen berichten.

Nachgefragt: Interview mit einem sechsjährigen Reisezwerg

Noch 51 Tage. Anke dachte heute das erste Mal über die Farbe ihrer Hausschuhe nach und hatte Mühe, sich daran zu erinnern. Felipe möchte uns nach unserer Rückkehr „erst mal nicht mehr sehen“ und „eine oder zwei Wochen“ bei den Omas bleiben. Uuups.

In den letzten Tagen haben wir das Zugticket von Frankfurt nach Leipzig gebucht, mit den Vorbereitungen des Schulanfangs begonnen und Ranzen plus Zuckertüte im Internet gemeinsam ausgesucht und bestellt. Wir reden fast mehr über zu Hause, als die restlichen Wochen on Tour, über Dinge, die bald wieder „anliegen“, auf die wir uns freuen und andere, die wir nicht gerade vermisst haben. Es ist nicht zu übersehen: Die Rückkehr wirft ihre unübersehbaren Schatten.

Auch für Felipe. Zeit für eine letzte Zwischenbestandsaufnahme. Ein knallhartes ungeschöntes Interview mit einem Sechsjährigen:

Frage: Nenne 3 Autos, an die Du Dich erinnerst!
Antwort: Gelbe Corvette, alter Oldtimer (Anm. d. Red.: aus meinem Kindheitsbestand), grauer VW, roter VW.

Frage: Nenne 3 andere Spielzeuge, die Du vermisst!
Antwort: Lego. …. lange Pause ….. ?? …. hätte gern ein rotes Flugzeug…

Frage: Was würdest Du nach unserer Heimkehr als Erstes kaufen?
Antwort: Die elektrischen Züge von Lego.

Frage: Was möchtest Du als erstes tun, wenn wir wieder zu Hause sind?
Antwort: Bei den Omas schlafen.

Frage: Wo möchtest Du gern wohnen?
In Australien, vielleicht. Oder Leipzig.

Frage: Was ist Dein Lieblingsessen?
Antwort: Penne mit Mozarella, gebr. Reis mit Huhn ohne Gemüse

Frage: Was ist Dein Lieblingsland?
Antwort: USA, Deutschland, Australien, Kambodscha

Frage: Möchtest Du reisen, wenn Du groß bist?
Antwort: Nicht so viel.

Frage: Welchen Beruf möchtest Du ergreifen?
Antwort: So wie Du… Papa.
Nachfrage von Mama: Was macht Papa?…
Antwort: Studieren.?

Frage: Worauf freust Du Dich in der Schule am meisten?
Antwort: Auf die Pausen.

Frage: Worauf freust Du Dich zu Hause am meisten?
Antwort: Lego,  Omas und weißer Bus, auf den Michel aufpasst

Frage: Wohin möchtest Du das nächstes Mal in den Urlaub fahren? Berge, Strand oder Schnee?
Antwort: Schwierig… Bedenkzeit bis morgen erbeten…

Frage: Welchen Sport möchtest Du machen?
Antwort: Klettern

Frage: Was ist das Wichtigste: Fahrrad, Bett oder Schulranzen?
Antwort: Schulranzen.

Frage: Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie hat Dir unsere Reise bisher gefallen?
Antwort: Ich gebe eine Sieben. Oder Sechs….?

Frage: Was möchtest Du an Deinem Schulanfang machen?
Antwort: „Cool“ soll es sein. Spielen, viele Süßigkeiten.

Das Abenteuer beginnt. Hello World ;)

Der Tisch ist gedeckt, die Welt wartet entdeckt zu werden. Monatelange Vorbereitung liegen hinter uns: Die KiTa gekündigt, Steuererklärung abgegeben, Auto untergestellt, Job gekündigt, Impfungen absolviert, beim Arbeitsamt an- und wieder abgemeldet, die Krankenkasse informiert, die Wohnung zwischenvermietet, Sachen ausgelagert, Finanzplan (50 EUR / Tag) durchgerechnet, Langzeit-Auslandskrankenversicherung abgeschlossen, erster Flug und 3 Nächte gebucht, Abschied gefeiert.

Ist nur noch die Malaria-Prophylaxe zu besorgen, das Telefon umzumelden und die letzten T-Shirts auszusortieren. Vielleicht wird auch noch der Mietwagen für Südafrika gebucht.

Gleich geht’s los, heute am 05.08.2013:

  • 15:51 Uhr ab Leipzig nach Berlin Tegel, Ankunft 17:38 Uhr
  • 19;45 Uhr ab Tegel nach Frankfurt, Ankunft 20:55 Uhr
  • 22:06 Uhr ab Frankfurt nach ADDIS ABABA, Ankunft 08:15 Uhr
  • 08:50 Uhr ab  ADDIS ABABA nach Johannesburg, Ankunft 13:20 Uhr

Danach geht’s ins Hostel (http://www.brownsugarbackpackers.com/), ausruhen, schlafen, ankommen.

Drückt uns die Daumen und freut Euch mit uns, wir werden dafür hin und wieder einige Eindrücke mit Euch teilen. 🙂