Santa Claus lebt im Skigebiet

Helsinki

Nach viel ungewollter Umbucherei steht nun Helsinki auf dem Plan. Sie erscheint uns ziemlich klein und ein Shopping Mekka. Finnlands Hauptstadt hat eigentlich keine kulturellen Highlights: Dom und Kathedrale wirken vergleichsweise schmucklos nüchtern und viel mehr finden wir nicht.

Das eigentliche Highlight sind der Hafen und die dortige „Kauppatori“, vmtl. eine ehemalige Markthalle in der heute Gastronomen die lokalen Spezialitäten präsentieren – sehr ansprechend und ja, oftmals auch recht teuer.

Dennoch: Was am Hafen und der Kauppatori auf den Teller kommt, ist oft sensationell. Frisch zubereitet kostet ein Teller mit frischem Fisch und Beilage zwischen 10 und 20 Euro.

Tipp: Wer kurz vor Markschließung kommt, erhält einen guten Rabatt. Die Stände starten dann den Abschlussverkauf mit Abschlägen von knappen 50%. Dann wird so ein Teller unter Berücksichtigung von Frische und Qualität sogar zum Schnäppchen.

In der Stadt liegt alles weniger als 15 Minuten Fußweg auseinander, was zu weit ist, um alle Wege zu laufen, aber zu kurz um den ÖPNV zu bemühen. So laufen wir uns schnell pflastermüde und kaufen am nächsten Tag Tickets.

Wir gehen ausführlich Shoppen und jeder findet noch etwas, das für unser anstehendes Abenteuer in Lapplands „Wildnis“ nützlich erscheint.

Kittilä – Lappland

Wir landen und verbringen die erste Nacht im Levi Panorama Hotel direkt neben einer beschneiten Skipiste. Was uns dann gegen 0 Uhr nachts erwartet, übertrifft unsere Erwartungen und erfüllt einen Herzenswunsch: Endlich sehen wir sie vor, über, um uns – die Nordlichter. Alles glänzt, alles ist hell und verändert sich laufend. Staunend stehen wir erst am Fenster und dann auf dem Berg, bei klirrender Kälte und liegen uns überglücklich in den Armen bei so viel Pracht und Wunder der Natur.

Wir schlafen spät und seelig ein und das Hotel begrüßt und verabschiedet uns mit dem besten Frühstück seit Langem. Die nächsten Tage schlafen wir in einem gemütlichen Glasdachbungalow, das Spektakel der ersten Nacht wird aber unerreicht bleiben. Wir machen Ausflüge und Wanderungen durch die Wälder der näheren Umgebung und staunen über so viel Abgeschiedenheit, bei der die beiden wenig besuchten Fressmeilen des Skigebiets zu unserer immer wieder besuchten Insel von Infrastruktur und gastronomischen Angeboten werden.

Die Preise für etwas mehr Action sind uns einfach zu „mondig“: Der Tagesskipass für eine geöffnete Piste 66 Euro, das Ausleihen von Skikram fast das Gleiche und die fetten e-Bikes werden für schlappe 85 Euro pro Person offeriert. Sorry.. dann lieber per pedes und mit Mietwagen.

Wir sehen Rentiere ganz nah und erklimmen den Gipfel, auf der „Santas Cabin“ steht. Was nach einem verwunschenen märchenhaften Ort klingt, ist das Relikt einer Filmproduktion aus dem Jahr 2007 und liegt mitten im Skigebiet an der blauen Piste Nummer 8. Ja, der Ausblick ist ein Traum, das Design wirklich märchenhaft und dennoch wirkt das Hüttchen in dieser Umgebung deplatziert oder ringt uns mindestens ein Schmunzeln ab.

Die Tage sind toll und vor allem die Nächte unterm Sternenhimmel ein echter Traum. Irgendwann kommen wir wieder: Dann ganz langsam mit dem Nachtexpress in 11 Stunden ab Helsinki nach Rovaniemi, wenn alles verschneit ist und wir durch magische Wälder mit dem Schneemobil rauschen werden.

Bilder folgen noch.

Viva Mexiko!

Mexiko bzw. die Halbinsel Yucatan stand schon lange auf unserer Wunschliste und dieses Jahr sollte es so weit sein: Maya, Meer, Karibik!

Ankommen auf der Isla Mujeres

Direkt vom Flughafen mit Happy Shuttle in 25 Min zum Fähranleger nach Puerto Juarez. Die Fähre fährt häufig und bis spät in die Nacht, daher geht der Transfer schnell und problemlos. Wir sind froh, uns schnell für ein lokales Taxi entschieden zu haben, denn die Straßen sind überflutet. Wir lasen davon, dass dies häufiger vorkomme und vom vielen Regen der letzten Tage. Und doch sind wir erst etwas enttäuscht. Wie soll man hier zu Fuß irgendwo hinkommen?

Wir lassen uns von Locals einen Weg ins Zentrum zeigen – er nutzt jede noch so kleine Erhebung um einigermaßen Trocken anzukommen. HIer liegen drei Ziegelsteine im Wasser, dort am Zaun entlanghangeln.. es ist ein Abenteuer und wird zur Gewohnheit.

Letztlich geht es aber und wir verleben gute Tage für ein langsames Ankommen: Die modernen Cafes, wie Moagua, Zonnebloem u. a. sind auf anspruchsvolle und gesundheitsbewusste Touristen eingestellt und servieren ansprechend geschäumten Cappuccino, fruchtig wuchtige Bowls oder leckere Avocado-Toasts. Günstig ist das nicht: zwischen 50 und 80 Euro zahlen wir zu dritt inkl. der üblichen 20% Trinkgeld, denn hier ist der Touristenhotspot für viele Amerikaner und die sind Freigiebigkeit gewohnt. Es dauert etwas, aber auch wir gewinnen irgendwann Spaß am Geben.

Ruinen und Cenoten in Tulum

Auf in den Süden! Wir fahren nach Tulum und nächtigen im schicken Apartamento LX con Vista a la Jungla. Die Ruinen direkt am Meer beeindrucken und auch die Cenoten bringen unvergessliche Erlebnisse. Die Stadt selbst hingegen ist eine Kleinstadt, die sich ganz und gar den zahlreichen Touristen verschrieben hat. Das schlägt sich auch in den Preisen nieder: Ein neuer Rekord für den Preis einer Kugel Eis wird aufgestellt: Geschlagene 5 US$ werden nach meiner unvorsichtigen Bestellung aufgerufen.

Bacalar – leider nicht türkis

Weiter geht es nach Bacalar in eher schmucklose Hotel Xa´an Bacalar. Die heftigen Regenfälle haben dem vermeintlichen türkisfarbenen Wasser, dessen Bilder uns herlockten, ordentlich zugesetzt. Es ist trotzdem schön im Wasser zu floaten.

Katastrophenübung mit Hurrican Berryl an der Ruta Puc

Gerade noch rechtzeitig wenden wir uns Richtung Norden und buchen im schönen Hotel Sacalum eine großzügige Ferienwohnung. Unheil kündigt sich über dem Meer an: Hurrican Berryl produziert furchteinflösende Satellitenbilder und beherrscht die News. Seltsam geschäftiges Treiben entsteht: Fenster werden vernagelt, Tankstellen festgebunden und Bankautomaten abgeschaltet, nachdem sich die Menschen mit etwas Bargeld eingedeckt haben. Vorräte von Wasser, Nudeln und Zwiebackbrot werden aus den Supermärkten geschafft und eine geschäftige Stille macht sich breit, je näher sich das Beast über dem Meer nähert. Wir tun es den Einheimischen gleich und stellen unsere Pläne um. Das Quartiert wird verlängert und wir harren der Dinge. Letztlich geht alles ziemlich glimpflich aus. Berryl ging kurz vor der Küste Yucatans ein wenig die Luft aus, so dass schlimmste Befürchtungen nicht eintraten. In den kommenden Tagen werden wir zwar einige umgestürzte Bäume sehen und später in Valladoid zeigt uns der nette Kollege an der Rezeption durchaus beeindruckende Aufnahmen, aber der große Gau bleibt glücklicherweise aus.

Nachdem der Schrecken verdaut ist, schauen wir uns einige Mayatempel der Gegend an. Gerade die kleineren Tempel teilen wir oft nur mit weniger als einer Handvoll anderen Gästen. Wir hüpfen durch die Ruinen und schwanken zwischen albernen Späßchen und tiefer Ergriffenheit ob der Gewaltigkeit dieser Bauwerke aus einer anderen Zeit.

Valladolid und Chichen-itza

Weiter nach Valladolid, deeeem Ausgangspunkt für das „Must-See“ No 1: Chichen Itza
Die Zeit drängt, denn durch unplanmäßigen Verlängerungen sind wir in Eile. Wir beschließen, die berühmteste Kuturstätte direkt auf der Anreise anzufahren und werden enttäuscht: Geschlossen, wegen Beseitigung einiger Sturmschäden.

Wir bangen, übernachten im Spanglish Hostel, dass noch schäbiger, als auf den Bildern ist. Hinzu kommt ein Konzert, dass uns bis 3 Uhr nachts wach hält und dessen Musik zum Einfach-selbst-Hingehen nicht gerade einlädt.

Am nächsten Morgen ist aber das Glück zurück: Chichen Itza ist geöffnet und wir machen uns auf den Weg. Pünktlich 8 Uhr stellen wir uns auf den öffentlichen Parkplatz direkt vor dem Haupteingang und ignorieren dabei die zahlreichen Fahnenwedler der privaten Parkplätze am Wegesrand, die ihr Bestes geben, energisch und möglichst autoritär zu wirken um die ankommenden Touristen auf ihre eigenen Flächen zu lotsen.

Wenig überraschend ist es sehr touristisch. Sehr touristisch beschreibt aber nicht ansatzweise, die nicht enden wollenden Händler und Souvenirstände, die letztlich doch alle die gleichen Dinge verkaufen (die wir übrigens zu einem Großteil bei Wallmart wiedersehen werden). Besonder scheint der Sound einer Karmikpfeife zu wirken, die das Fauchen eines Jaguars vermeintlich perfekt nachahmt. Also wird um die Wette gefaucht, solange, bis es mich richtig nervt. Wenn man 2 Stunden Ruinen anschaut und quasi unentwegt angefaucht wird, dann… mach das was mit Einem. Die Ruinen selbst sind wirklich beeindruckend und die Weitläufigkeit der Anlage war uns vorher gar nicht klar.

Wir finden also trotzdem, dass der Besuch sich lohnt – trotz des hohen Eintrittsgeldes und des parallel erhobenen Steuerbelegs, die getrennt zu erwerben und auch getrennt vorzuzeigen sind. Man sollte einfach darauf vorbereitet sein, wie viel Alarm dort ist und vorher mglw. ein bisschen das Wegatmen üben.

La Isla Bonita – Holbox

Mit dem Auto bis zur Fähre und dann weiter zu Fuß! Wir sind zurück an der karibischen Küste und bereit für Cocktails, Chillen und Inselfeeling. Was für eine Vielfalt doch allein die Yucatan-Halbinsel bietet! Wir genießen die Tage und entspannen zwischen spätem Frühstück, einem Schnorcheltripp und der Leihe eines Golfcarts für die obligatorische Inselumrundung.

Playa del Carmen – Über unseren Erwartungen

Vom wahrscheinlich der berühmtesten Küstenort haben wir nicht viel erwartet, ziehen aber nachträglich auch hier ein positives Resümee. Unser Hotel Singular Dream Bach Residences verwöhnt uns mit einem Dachpool, einem guten Zimmer mit Frühstück und nicht zuletzt mit einer guten Lage und einigen sehr schönen Restaurants in der näheren Umgebung.

Insbesondere das La Cueva del Changos können wir empfehlen und auch der Preisaufschlag ist nicht astronomisch zu dem, was uns in Tulum, Valladolid oder den beiden Islas begegnet ist.

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Albanien: Aufbruch am Balkan

Mobilfunk

Wir kauften gleich am Flughafen eine Touristen-SIM-Karte mite 30 GB und inneralbanischem Telefonguthaben für rund 18 Euro. Die Abdeckung ist gut und die Navigation somit anschließend mit Google Maps kein Problem.

Verkehr & Flughafentransfer

„Abanian Driving“ ist berühmt und manchmal nichts für schwache Nerven, aber wir haben das anderswo schon schlimmer erlebt. Andere Maßstäbe setzt hier allerdings die Hauptstadt Tirana: Hier reihen sich in der Hauptverkehrszeit die Blechkarossen dicht an dicht und es gewinnt, wer nichts zu verlierten hat. 😉 Unser Tipp also: In Tirana lieber öffentliche Verkehrsmittel nutzen und das Auto für den Rest des Langes ab / an Flughafen nutzen. Für den Transfer vom Flughafen ins Zentrum nutzt man am besten ein elektrisches Taxi, wie z. B. die grün-weißen Fahrzeige von Lux Taxi. Der reguläre Tarif liegt zwischen 11.000 und 14.000 LEK (also 11 bis 14 Euro), was für die die ca. 30 Minuten dauernde Fahrt ein Schnäppchen ist. Das Taximeter bleibt meist sogar bei über 20.000 LEK stehen, so dass wir, auch wenn Trinkgeld optional ist, auf 20 Euro aufgerundet haben. Der Tarif hat uns offen gesagt auch etwas überrascht, da wir laut Internet-Recherche von Preisen zwischen 17 und 25 Euro ausgegangen sind. Für den Transfer vom Hotel zum Flughafen haben wir das Taxi via Website (https://taxiluxalbania.al/welcome/) sogar selbst bestellt und beide Fahrer holten uns pünktlich morgens um 8 Uhr ab.

Saranda & Ksamil

Saranda ist im Sommer vermutlich eine hektische, quirlige und überfüllte Partyhochburg, die sich jedoch zu unserer Reisezeit im Oktober langsam auf den Winterschlaf vorbereitete. Viele Hotels, Cafés und Restaurants schließen demnach und es werden die Bürgersteige hochgeklappt. Für uns hat das gut gepasst: Die Temperaturen waren kontinuierlich deutlich über 20°C und auch im Meer genossen wir das glasklare Wasser. Nördlichere Badeorte würden wir im Herbst allerdings nicht empfehlen: Die zahlreichen Strandbars des Sommers wurden wenig sorgsam verlassen und die eigentlichen schönen Strände machten einen wegen des Mülls einen wenig einladenden Eindruck. In Saranda fanden wir Anfang Oktober noch alles, was wir brauchten: jeden Morgen einen Cappuccino und abends tolle Restaurants. Dazwischen tolle Ausflugsziele: Wie wählten das nahe gelegene Butrint und Gjirokaster, das wir mit dem Blue Eye verbanden. Ein wirkliches Highlight war ein in der Nähe gelegene Kloster Manastiri i Shën Marisë: Über eine abgenteuerliche Straße wanderten wir 20 Minuten und waren vom Erhaltungszustand, der Einsamkeit und der umliegenden Landschaft schwer beeindruckt.

Unsere Unterkunft buchten wir im Bougainville Bay Resort, dessen Parkhaus schon ein architektonisches Highlight war und auch sonst einen recht mondänen Eindruck machte. So beherbergte es einen Hammam, einen großen Pool, ein eigenes Restaurant, einen atemberaubenden Rooftop-Pool (der eigentlich Eintrittspflichtig ist) und eine leider schon geschlossene Tauchbasis. Auch wenn an manchen Stellen der Lack schon etwas rissig war, fühlten wir uns in den privat vermieteten Appartments von „Barley“ mit toller kleiner Terrasse sehr wohl.

Albaniens Küstenstraße zwischen Saranda und Vlore

Für den Weg von Saranda nach Tirana wählten wir die etwas längere Küstenstraße und wurden mit malerisch schönen Ausblicken über die albanische Riviera belohnt.

Tirana

Zu Tirana gehen unsere Meinungen auseinander: Ich mochte die Stadt. Sie ist jung, quirlig und hat eine Seele. Ein echtes Highlight ist der Millenium Garden im Zentrum. Es handelt sich um einen chilligen Food Court bei dem man am Tisch die Gerichte und Getränke der umliegenden Restaurants bestellen kann: So konnte jeder zwischen Burger, Sushi, Pizza, Salaten und phänomenalem indischen Essen (Chakra) wählen. Auch sonst fühlte ich mich zu keiner Zeit unsicher und auch beim Schlendern durch die Stadt behelligten uns weder Bettler noch aufdringliche Verkäufer. Das ist angesichts des Durschnittslohns und des sichtbaren Kampfes um ein kleines bisschen Wohlstand bei weitem keine Selbstverständlichkeit.

Anderen fehlte jedoch das Schöne, das Bewahrende, das Verspielte und die europäische Sauberkeit. Es scheint, als werden Dinge häufig klar ihrem Zweck untergeordnet und als würden Belange der Gemeinschaft nicht so stark als Teil der eigenen Verantwortung wahrgenommen. Überraschend scheint das nicht. Aus einem sozialistischen Regime kommend, ist man in einer Gegenwart aufgewacht, in der das Land Mühe hat, Armut abzuschütteln, Arbeit abseits der Niedriglohnsektoren zu generieren um damit dem „Braindrain“, in dem eine gut ausgebildete Jugend das Land in Scharen verlässt, etwas entgegenzusetzen.

Schottland: Mehr als ein Plan B

Dieses Jahr Plan B: Schottland

Wir „Männer“ wollten da ja nie so wirklich hin. Wegen des Wetters. Wegen fehlender Strände. Und überhaupt. Da aber das WTKO-Sommercamp dort gastierte und weitere Umstände eine defensivere Planung notwendig machten, konnte Ankes Wunsch in Erfüllung gehen: Ein Mal Schottland sehen.

Und das war unser Plan: Flug von Leipzig nach London, einen Nachmittag die britische Hauptstadt wirken lassen und dann 5 Stunden am Fenster eines Zuges entspannt Schottland näher kommen. Im Summercamp an unserem Karate feilen, Edinburgh ansehen und als Highlight 4 Tage im Camper den Highlands so nah wie möglich sein. Von der letzten Station in Stirling zurück nach Hamburg und im ICE nach Hause.

London

Die Anreise klappte problemlos. Am Flughafen dann ein Ticket für den Bus (National Express) gebucht, da dieser direkt zu unserem Zielbahnhof Paddington fuhr. Kein Umsteigestress, auch wenn das Handy eine 15 Minuten kürzere Route via Stansted Express für die schnellere hielt.

Das Dreibettzimmer im Aaraya Hotel London war zweckmäßig und mit 175 Euro (ohne Frühstück) für mein Empfinden teuer, aber diese Kombination sollte sich in den folgenden Tagen fortsetzen. Das Preisniveau in „Good Old Britain“ ist einfach höher, als in der Heimat.

Nach einer viel zu süßen Stärkung lockt uns das schöne Wetter in den nahegelegenen Hyde Park. London ist einfach traumhaft, wenn, wie an diesem Abend, die Sonne scheint. Kurzentschlossen nehmen wir einen Bus zu Queen Mary’s Rose Gardens im Regents Park. Zwar sind viele Rosen schon verblüht, die verbliebene Pracht reicht aber aus, um schwer zu beeindrucken. Wir treffen einen Maler, der gerade seine Mappe mit einem „It’s enough“ zuklappt. Als wir von unseren Reiseplänen nach Edinburgh berichten, lacht er und witzelt ein „Good luck!“ in den Abendhimmel um gleich deutlicher werden: „There are two weathers in Edinborough: Either you can’t see the castle, then it’s raining. Or you can see the castle, then it’s going to rain“. Wir freuen uns über die Priese britischen Humors, die uns hier geschenkt wurde.

Der Abend klingt mit dem für mich größten Highlight Londons aus: Indisch essen. Wir hatten uns schon The Mughal’s Indian Restaurant entschieden und für 20:30 Uhr reserviert. Was für ein Fest!

Am nächsten Tag bringt uns ein Uber zum Bahnhof Euston, wo wir 13:30 Uhr in den Zug steigen. Die Tickets hatte ich im Voraus bei Scots Rail gebucht. Leider entpuppt sich der versprochene Window Seat als absoluter Reinfall, liegt er doch genau zwischen zwei Fenstern, so dass wir von der Landschaft nicht viel sehen werden. Der Zug ist bis ca. 1 Stunde vor unserem Umstiegsbahnhof Carlisle so gut gefüllt, dass wir auch nicht spontan tauschen können.

South Queensferry

Im Anschlusszug haben wir dann mehr Glück und erreichen pünktlich unser Ziel South Queensferry, das westlich von Edinburgh liegt und dessen Wahrzeichen die mächtige Eisenbahnbrücke über den Forth River ist, die die Gegend an die nördlich gelegenen Landesteile anbindet. Check in im Premier Inn (Dreibettzimmer, 195 Euro / Nacht) ca. 15 Min Fußweg von der South Queensferry High School entfernt, wo wir in den kommenden 4 Tagen in internationaler Atmosphäre unser Karate Seminar absolvieren.

Das Camp Dinner im Orocco Pier erweist sich für 69 Pfund pro Person (Ohne Getränke, !sic) als absoluter Reinfall. Als nach über einer Stunde ein einzelnes kleines Aufbackbrötchen vor mich gelegt wird und die Suppe locker nochmals 30 Minuten dauert, machen wir schon lange unsere launigen Witze über die Möchtegern-5-Sterne-Location. Bestnoten geben wir nur der Lage am Wasser mit Blick auf erwähnte Brücke und den vielen Gästen, mit denen wir in den folgenden Stunden anstoßen.

Edinburgh

Edinburgh macht mit seinem die Szenerie bestimmenden Castle und der Royal Mile, einer belebten Straße im Zentrum, einen erhabenen Eindruck. Das typische Grau der Steinfassaden vermittelt den Eindruck, als seien die Gebäude für die Ewigkeit gebaut.

Wir sind am letzten Trainingstag mit in die Stadt umgezogen und nächtigen im zentral gelegenen A&O Hostel (200 Euro pro Nacht im 3BZ). Das Zimmer ist so trostlos und winzig, dass wir nicht gleichzeitig im Zimmer stehen und dabei die Badtür öffnen könnten. Nach dem Check In platzen gleich zwei Mal Angestellte ohne anzuklopfen in unser Zimmer um es „zu überprüfen“. Wir werden uns noch einige Male fragen, ob es dort eigentlich nur Wichtigtuer mit Walkie Talkie gibt, denn auch das einfache Frühstück am nächsten Tag wird uns enttäuschen. Abwechselnd fehlt Besteck, Marmelade und Brötchen, was gekonnt vom Personal bei einem eigenen Kaffee ignoriert wird.

Wir lassen uns weder vom mäßigen Service, noch vom mäßigen Wetter einschüchtern und unternehmen die Tour im Mary King’s Close, die uns in vergangene Welten des 17. und 18. Jahrhundert entführt, und die Castle Tour, bei der wir vom österreichischen Tourguide Urs lernen, dass es sich um eines der am häufigsten attackierten Gebäude in Europa handelt. Über dem Eingang steht der denkwürdige Satz: „Keiner reizt mich ungestraft.“

Beide Touren sind lohnenswert.

Highlands

Nach 3 Tagen nehmen wir Abschied und fahren mit dem Zug nach Stirling. Dort warten wir auf Trevor, dem Inhaber von Campsie Campers, der uns eines seiner Schmuckstücke für 179 Pfund pro Tag überlässt. Er hat den Ausbau selbst vorgenommen und wir sind beeindruckt von der verbauten Finesse. Felipe ist in den kommenden Tagen zuständig für Auf- und Abbau zwischen Fahr- und Campingmodus.

Am ersten Nachmittag fahren wir noch bis kurz vor Dunnottar Castle bei Stonehaven und übernachten freistehend mit Blick auf die Nordsee. So war das gedacht! Das Linksfahren und Rechtssitzen braucht ein wenig Gewöhnungszeit für alle Beteiligten, aber schon am nächsten Tag tritt das meist überflüssig kommentierte Thema „Fahren“ in den Hintergrund und wir genießen die Landschaft und das kurze Campergefühl von Freiheit.

WIr schauen uns das Dunnottar Castle an und essen Fish & Chips im mehrfach preisgekrönten „The Bay Fish & Chips“ im Hafen von Stonehaven. Am Nachmittag fahren wi weiter und halten kurz vor Inverness im Auchnahillin Holiday Park, wo wir für 20 Pfund einen Stellplatz erhalten und die sauberen Duschen genießen.

Eigentlich steht am nächsten Tag Loch Ness und das berühmte Urquhart Castle auf unserem Plan. Wir machen aber nur kurz Halt am Wasser, denn der Besucheransturm beim Schloss ist noch vor dem Parkplatz enorm, so dass wir direkt Richtung Westen aufbrechen und nun auch erstmals durch Highlands fahren, wie wir sie uns vorgestellt haben. Gegen 16 Uhr erreichen wir Eilean Donan Castle, einem echten Wahrzeichen Schottlands. Vom freundlichen Angestellten erfahren wir, dass hier alles noch im Privatbesitz der alten Lady McRae sei. Ihre Familiengeschichte war in vorigen Jahrhunderten geprägt von einer Fehde, die sie mit ihren Verbündeten McKenzies gegen den McDonalds Plan führte. Ich möchte wissen, wie denn die Lage heute sei und erfahre, dass man sich noch immer misstrauisch gegenüberstehe. Zu viel sei in der Vergangenheit geschehen. Ansonsten sei 95-jährige Lady McRae aber wohlauf und fahre mit dem Auto durch die Gegend. Ob sie dies im Stil einer Lady tue, wird mit einem knappen „well, she is my boss“ quittiert und so mache ich mir selbst einen Reim auf diese Antwort.

Der Abend ist schön und wir entscheiden uns, noch einige Kilometer Highlands Richtung Süden hinter uns zu lassen. Wir übernachten auf dem Besucherparkplatz des Glen Roy, den uns die park4night-App empfiehlt. Nach einigen Stoßgebeten ob der engen Zufahrtsstraße erreichen wir den Gipfel und sind mittendrin in der majestätischen schottischen Pracht.

Es sind nur anderthalb Stunden, die uns am morgen vom Tagesziel Loch Lomond trennen Eigentlich steht wandern auf dem Programm aber das Glück mit dem Wetter hat uns an diesem Tag verlassen. Wir drücken uns eine Weile einem der Parkplätze mit Cafe rum und versuchen die Regularien für Camping innerhalb des ausgedehnten Nationalparks zu verstehen. Die zu verkraftenden Besucherzahlen werden seit 2023 durch eine zu (online) erwerbende Camping Permit für 4 Pfund reguliert. Leider können wir keine solche spontan buchen, denn offenbar ist alles belegt. Also steigen wir in unseren Camper, fahren etwas spazieren und suchen außerhalb nach einem Stellplatz. Wir werden letztlich direkt an der Parkgrenze fündig und klappen am Lake of Menteith zum letzten Mal unser Aufstelldach nach oben.

Schon ist es Zeit, sich von unserem lieb gewonnen Camper zu verabschieden. Wir treffen uns am Bahnhof in Stirling und haben es eilig. Ganz in der Nähe finden echte Highlandgames statt!

Wir buchen einen Uber, zahlen happige 28 Pfund Eintritt und sind schwer enttäuscht: Es handelt sich eigentlich um ein Dorffest mit Sportolympiade. Ein paar Radfahrer messen sich im Rund, daneben einige Weitspringer, Dudelsackbands und einige aufgedonnterte Teenager zeigen ihr Können in traditionellen Tänzen. Es gibt viele kleine Imbißbuden, an denen jedoch nur Fish, Chips und Süßigkeiten zu bekommen sind. Ein kleiner Jahrmarkt rundet das wenig idyllische Bild ab und zu guter Letzt trifft uns wieder ein Regenschauer. Wir treten schnell den Rückzug an.

Was noch?

ÖPNV: In London und selbst auf dem Land genügt eine einfache Kreditkarte mit Touchfunktion, um in jeden Bus oder jede U-Bahn zu steigen. Barzahlung ist hingegen nur möglich, wenn der Fahrpreis passend bezahlt wird. Die Abrechnung erfolgt ganz im Sinne des Kunden: Liegt der Preis der Einzelfahrten eines Tages über dem eines 24-Stunden-Tickets, wird trotzdem maximal ein Tagesticket abgerechnet. Ein Papierfahrschein ist gar nicht mehr notwenig.

Für die Fernstrecken nutzten wir die App von Scotsrail, für die Verbindungs- und Liniensuche die App moovit, die uns bereits in Rom zuverlässig und unaufgeregt durch das verwirrende Busnetz navigierte.

Digital, Digital, Digital: Wir hoben jeweils 200 Pfund ab und mussten uns letztlich fast anstrengen, diese umzusetzen. Es gibt Restaurants, Shops oder eben tlw. im ÖPNV, wo Bargeld gar nicht mehr akzeptiert wird. Echtes Geld benötigt man eigentlich nur noch für Trinkgelder.

Corfu: Griechischer Wein

Es ist heiß, sehr heiß. Und es wird so bleiben.

Unser kleines Ferienressort in Acharavi verfügt aber zum Glück über einen Pool, den wir ausgiebig nutzen werden. Die vielen großen und kleinen Restaurants an der Hafenpromenade machen viel her und wir entscheiden uns für die Afros Taverna. Direkt am Wasser hören wir dem Meer zu, während wir köstlich essen-

Am besten erkundet sich die Insel mit Leihrollern, denn es fahren zwar Busse, aber man weiß nie genau, wann diese kommen. So steht auf den Fahrplänen auch immer nur die Zeit, zu der der Bus seine erste Station verlässt und man mag selbst abschätzen, wann er tatsächlich den jeweiligen Halt an dem steht erreicht. Und bei Temperaturen nahe der 40-Grad-Marke macht Warten gar keinen Spaß.

So leihen wir uns in Roda 125er-Roller (das indische Restaurant gegenüber, das „Red Chilli Roda – Indian Restaurant“ werden wir gleich zwei Mal besuchen) mit denen wir einige Tage lang die Insel erkunden und damit auch Stellen sehen werden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unerreichbar gewesen wären.

Vor allem Kassiopi hat es uns angetan und wir schnorcheln aus einer der vielen kleinen Buchten, die den Hafen umgeben. Lohnenswert war auch unser Ausflug nach nach Palea Peritheia, einem verlassenen Ort in den Bergen im Landesinneren. Nur im Sommer empfangen dort einige Bar- und Souvenirshopbetreiber die neugierigen Besucher.

Das touristische Mekka Corfus – die malerische Bucht Paleokastritsa – erkunden wir mit einer gebuchten Bustour und unternehmen eine Bootsrundfahrt, die wir spontan direkt am Strand buchen. Wir schunkeln sanft übers Wasser, schauen uns die blaue Lagune an und es bleibt sogar Zeit für einen Sprung ins glasklare Wasser. Natürlich wimmelt es nur so von Touristenbooten, wir kommen aber trotzdem auf unsere Kosten, so dass es ein gelungener Tag sein wird.

Abschlussessen in der Taverna Sunset, ca. 30 Minuten Wanderung auf unserem Hausberg. Wir werden mit einem grandiosen Blick und hervorragendem Essen belohnt und während die Sonne über dem Meer untergeht, trinken und summen wir „Griechischer Wein“.

Als wir wieder absteigen, ist es schon dunkel und wir bemerken neben den funkelnden Katzenaugen auch ganz kleine helle Punkte neben der Straße. Wir finden heraus, dass es mittelgroße Spinnen sind und unsere Nachtwanderung wird zu einem kleinen Abenteuer.

Venetien und Slowenien: Dolce vita & der Fluss der Träume

Italien

Porto Santa Margherita / Lido Altanea

Lange ist es her, dass wir 3 Wochen am Stück reisen durften. Wir teilen diese auf: Zwei Wochen „il dolce far niente“ an der Adria auf dem Campingplatz „Camping Marelago“ in Porto Santa Margherita, nahe dem geliebten Caorle und in der letzten Woche zum schon lange auf der Liste stehenden Erstbesuch in Slowenien.

Unser Campingplatz erwies sich als wahrer Glücksgriff. Nicht zu groß und nicht zu klein, direkt am Strand und mit einem kleinen Shop versehen verbrachten wir eine unbeschwerte Zeit in unserem klimatisierten Mobilheimen mit kleiner Terrasse, auf der der Aperol Spritz ganz hervorragend perlte während in „unserer Straße“ die Kinder der Nachbarn spielten.

Ein schöner Radweg – wahlweise mit Fähreübersetzung – führte nach Caorle und für den Tagesausflug nach Vendedig nutzten wir ebenfalls die Fähre („Valporetto“) vom 45 Minuten entfernten Punta Sabbioni, die uns direkt zum Markusplatz brachte.

Trotz fehlender Kreuzfahrtschiffe war Venedig voll von Menschen, so dass die Schlange vor Dom und Dogenmuseum schon morgens 9:30 Uhr so einschüchternd war, dass wir einen Besuch wegließen. Insgesamt hatte ich aber den Eindruck, dass insbesondere der Preisspiegel, den ich als unverschämt hoch in Erinnerung hatte, deutlich gesundet ist.

Slowenien

Die Höhlen von Postojna

Die Postojna-Höhlen sind ein wahres Weltwunder mit einem dramatischen Preis: 72 Euro wurden für uns 3 aufgerufen, was normaler Weise in 9 von 10 Fällen dazu geführt hätte, dass ich mich auf das Ansehen der Bilder am Eingang beschränke. Nun – diesmal habe ich die Scheine virtuell über den Tresen gejagt und die geführte 1,5-stündige Tour mit Guide und Zugfahrt in den Berg waren wirklich beeindruckend. Eine so große Höhle war mir bislang nicht begegnet.

Ljubljana

Weiter nach Ljubljana, der verträumten Hauptstadt des kleinen Landes. Diese verfügt über ein hübsches Zentrum, dessen „Epizentrum“ sich direkt an der Uferpromenade des gleichnamigen Flusses befindet, wenn man das bei einer 250.000 Einwohner-Stadt überhaupt so nennen kann. Außerhalb des Zentrums wird die alte Struktur recht schnell von hässlichen Wohnblöcken unterbrochen. Dennoch verfügt die Stadt über viele Grünflächen und den ausgedehnten Tivoli-Park, so dass es uns dort gut gefallen hat.

Unser Hotel (M-Hotel) 20 Minuten außerhalb des Zentrums würde ich nur bedingt empfehlen. Ich hatte es gebucht, da es mit „Free Parking“ warb, tatsächlich jedoch nur ca. 5 öffentliche kostenlose Parkplätze in unmittelbarer Umgebung zur Verfügung stehen. Alternativ kann der kostenpflichtige Parkplatz hinter dem Hotel genutzt werden, der jedoch mit einer Nachpauschale von 2 Euro und Tagespreisen von 60 Ct pro Stunde mit immerhin 9,20 Euro für einen vollen Tag zu Buche schlägt und dazu noch öffentlich ist. Ich hatte diesbezüglich etwas Bedenken, da wir die Fahrräder dabei hatten und die umliegenden Wohnblocks anfänglich etwas einschüchternd wirkten. Tatsächlich war unsere Sorge vermutlich aber unbegründet.

Öffentlicher Nahverkehr:

Zur Nutzung der Busse wird die Urbana-Card benötigt, für die 2 Euro Pfand fällig werden. Normaler Weise kann sie an den vielen kleinen Kiosken der Haltestellen erworben werden (die sonntags aber allesamt geschlossen sind) oder an einem der grünen Urbana-Automaten, die leicht über Google-Maps zu finden sind. Als Familie reicht eigentlich eine Urbana-Card, sofern man dem Fahrer bei jedem Einsteigen die Anzahl der Personen mitteilt, deren Fahrpreis abgebucht werden soll. Normaler Weise gilt ein Ticket 90 Minuten und innerhalb derer auch umgestiegen werden darf und die Entwertung im zweiten Bus nicht stattfinden dürfte. Persönlich hatte ich den Eindruck, dass unser Guthaben (10 Euro für einmal Richtung Stadt und wieder zurück) zu schnell aufgebraucht war. Es gibt auch eine Urbana-App, die den NFC-Chip des Handys nutzt um die Urbana-Card zu ersetzen. Leider ist diese jedoch nur auf slowenisch verfügbar.

Sonnenunergang im Skigebiet „Vogel“

Das Murska Hostel mitten im Skigebiet Vogel ist nur mittels Gondel erreichbar und war ein echter Volltreffer: Denn in den 128 Euro Übernachtungspreis inkl. Frühstück für 3 Personen in zwei winzigen Zimmern ist der Fahrpreis für die Seilbahn bereits enthalten. Und der hätte uns sonst immerhin 24 Euro pro Fahr und Person gekostet.

Die Aussicht und der Sonnenuntergang waren phänomenal und die letzte Talfahrt einfach ziehen lassen zu können ein tolles Gefühl.

Obwohl Luftlinie nur ca. 25 km mussten wir 125 km Straße hinter uns lassen, ehe wir in Bovec, ein echtes Mekka für Outdoor-Enthusiasten, erreichten. Die Villa Korošec liegt zwar 3 km außerhalb des Zentrums im Stadtteil Cezsoca, dennoch aber nicht ungünstig da es auch dort einige Basislager der vielfältigen Adventure-Agenturen gab. Die Preise unterschieden sich kaum (egal was: es kostet ca. 50 Euro pro Person), so dass wir Rafting und Kayaking beim in Sichtweite befindlichen „Soca Adventure“ buchten.

Das Soca Tal

Es sollten die Highlights des Urlaubs werden: Die Schönheit des Flusses, sein klares Wasser, seine smaragdgrüne Farbe und die unterschiedlichen Charakterzüge auf wenigen Kilometern Flusslauf sind kaum in Worte zu fassen.

Damit steht auch fest: Das war nicht unser letzter Besuch.

Toskana: Vom Nonnenkloster ins „Sorglosland“

Kroatien, Albanien und Lettland haben letztlich knapp verloren und so ging es spontan ins geliebte Italien, diesmal in die Toskana nahe Siena. In einem ehemaligen Nonnenkloster fanden wir eine hübsche Bleibe mit überwältigender Aussicht, leider aber auch mit laufender Baustelle direkt vor unseren Fenstern, die die sonst himmlische Ruhe zu häufig unterbrachen.

Das Stadtzentrum Sienas war zu Fuß in ca 30 Minuten erreichbar und ich hatte vielversprechende Berichte über eine der angeblich schönsten italienischen Städte gelesen oder gehört, die ich beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Siena ist vollkommen überlaufen und die wenigen Highlights, einschließlich des Doms, rufen Eintrittspreise in gängelnden Preisstaffelungen auf, die vollkommen inakzeptabel sind. Da ich aus Prinzip nicht bereit bin, für Kirchen Eintritt zu bezahlen, spielte die Höhe letztlich auch keine Rolle mehr. Zusammenfassend finde ich überhaupt keinen Grund, jemandem einen Besuch in Siena ans Herz zu legen, der beispielsweise nicht ausgemachter Kunstfan ist um die dortigen Uffizien anzuschauen.

Die bekanntere Schwester Florenz ist mit dem Zug in ca. 90 Minuten zu erreichen. Wir stellen uns an eine sehr lange Warteschlange vor dem Dom an. Ich füge mich demokratischen Mehrheiten und ergebe mich fatalistisch einer knapp zweistündigen Wartezeit. Auch hier sprachen Berichte von einem „Must see“ und wir werden erneut enttäuscht. Der Dom wirkt leer und leblos – die Kirchenbänke sind mit rot-weißem Flatterband ABGESPERRT, damit sich die zahlreichen Geduldigen, die zwei und vermutlich mehr Stunden Wartezeit in den Beinen haben, auch ja nicht zum Verweilen und vielleicht auch Beten zu lange niederlassen. Für mich eine einzige Frechheit und Respektlosigkeit. Wären wir doch bloß gleich ins da Vinci Museum gegangen und hätten einige der nachgebauten Apperate früher ausprobiert.

Außerdem fahren wir in den Tagen noch zu der Thermalquelle von San Filippo. In wirklich ungewöhnlichem Ambiente vor und auf weißen Kalkfelsen suchen sich die zahlreichen Besucher jeweils eine „Pfütze“ in der sie dann einige Minuten verweilen uns sich mit dem angeblichen gesunden Schlamm einreiben. Es erinnert an einen „Affenfelsen“, aber das Gesamturteil des Ausflugs fällt positiv aus.

Auch wegen des Krachs vor unseren Fenstern brechen wir einige Tage früher auf um die Zeit am Meer zu verlängern und nehmen unterwegs nach langer Abwägung mit San Gimignano das Städtchen Volterra mit. Dort ist es wirklich sehr hübsch und es bietet sich ein toller Blick auf toskanische Postkartenmotive.

Unsere Station am Meer ist das genaue Gegenteil des vorherigen Nonnenklosters: Ein Mobilheim auf dem typisch italienischen Campingplatz „Le Palme“ in Marina di Bibbona, mit großem Pool, Animation für Kinder, angrenzender Bar und tollen Meeresstand, der fußläufig in 15 Minuten erreichbar ist. Ein Kindertraum – den die Kinder ordentlich auskosten und über Stunden hinweg im Pool spielen. Die Mädels wollten eigentlich noch Pisa und den berühmten Turm besuchen: ich hatte jedoch schon genug Shops gesehen und die Stadt bei meinem Besuch vor ca. 15 Jahren als wirklich hässlich und wenig lohnenswert in Erinnerung. Am Ende siegte die Faulheit und wir blieben im „Sorglosland“ – und fröhnten dem „Il dolce far niente“, also dem süßen „Nichtstun“ zwischen zwei Eiscremes.

Lissabon, Berge, Atlantik – Portugal, Du Perle

Oh Lissabon, Du Schöne

Nach ca. 3 Stunden landen wir in Lissabon und nehmen den Aerobus (2 Euro) nach Cais do Sodre. Im Übrigen hätten wir auch die Metro nehmen können, aber das wussten wir nicht und wäre auch nicht viel einfacher gewesen.

Lissabon ist eine der schönsten Städte Europas und dabei offenbar immer locker geblieben. Alles scheint entspannt und das Preisgefüge ist stimmig, ein wenig wie San Francisco. Es gibt eine große Brücke, der man durchaus Ähnlichkeit mit der Golden Gate bescheinigen kann, die ganze Stadt besteht aus Hügeln und auch die historischen Straßenbahnen (Carreira) erinnern an das Cable Car der großen amerikanischen Schwester. Im Gegensatz zu dieser ist aber eine Fahrt zum ganz normalen Beförderungstarif der Stadt zu bekommen und damit nicht etwa „nur“ Touristenfalle, sondern ein lebendiger Teil Lissabons für dessen Einwohner es einfach nur ein Verkehrsmittel ist.

Am Wochenende bilden sich lange Schlangen von Tagesausflüglern, die von der gegenüberliegenden Bahnstation den Zug nach Cascais nehmen um Ihren Tag unter einem Sonnenschirm am Atlantik zu verbringen.

Wir hingegen schauen uns das Castel San Jorge an, lassen von dort den Blick über die Dächer schweifen und besuchen am nächsten Tag das Ozeaneum auf dem Gelände der Weltausstellung. Das Essen ist gut und günstig, Stockfisch (Bacalhao) an jeder Ecke zu bekommen und sogar das Brot muss sich nicht verstecken.

Und überhaupt: Wir fühlen uns überall sehr willkommen und damit auch sehr wohl. Bevor wir mit dem Mietauto in die Berge starten, noch ein kurzer Stop am Weltkulturerbe Hieronimus-Kloster, bestaunen das Grab Vasco da Gamas und sind beeindruckt.

Auszeit in den Bergen, Serra da Estrela

Nach ca. drei Stunden erreichen wir Covilha, decken uns mit Vorräten ein und fahren dann zu unserer Unterkunft nach Penhas da Saude, wo wir eine rustikale Holzhütte mit beeindruckender Fernsicht beziehen. Am nächsten Tag ins 23 km entfernte Manteigas, wo eine Touristen- und Nationalparkinformation Karten und Tipps für die geplanten Wanderungen bereithalten soll. Die Kommunikation ist schwierig, aber wir kommen zu der spontanen Entscheidung, den Wasserfall mit Badestelle anzusteuern, denn der Planet brennt hier oben, obwohl man sich hier knapp unter 2.000 Metern Höhe bewegt. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt vorbei an ungesicherten Abgründen erreichen wir das idyllische Fleckchen Natur und zumindest Kinder und Männer erfrischen sich in dem sehr kalten Wasser. Den auf Karten eingezeichneten Wanderpfad Nummer 1 können wir anschließend nicht ausfindig machen, drehen aber trotzdem eine kleine Runde.

Hier oben findet man auch Portugals einziges Skigebiet, dessen Sportgeschäfte allerlei Winterequipment bereithält. Wir nehmen stattdessen ein wenig vom berühmten Käse mit, angeblich dem besten und aromatischsten der Welt. Abends mag sich dennoch keiner so recht dieser Einschätzung anschließen, zu intensiv ist uns der Geschmack nach Schaf und Stall.

Der aufgeregte und schwer verständliche Mensch der Touristeninformation hatte uns vage Informationen über einen See mit Loch gegeben. Wir machen uns auf die Suche und steuern die Lagoa Comprida an und machen uns auf den 4 km weiten Weg zum Barragem dos Conchos.

An der Rückseite – unseinsehbar vom vorbeiführenden Wanderpfad – finden wir das kreisrunde Loch, dass uns im Gegensatz zur tollen Natur rundrum nicht recht beeindrucken mag, wohl auch, weil das Wasser nicht etwa literweise abläuft, sondern hin und wieder eher Lustlos in den gezogenen Stöpsel schwappt. Es handelt sich um ein menschengemachtes Loch, das Teil eines Wasserkraftwerks ist. Es ist wieder sehr heiß und nirgends findet sich Schatten, so dass wir dann auch froh sind, als wir zurück am Kiosk im Parkplatz perlende Getränke im Schatten schlürfen können.

Strand, Praia da Areia Branca

Nach 3 Stunden Fahrt landen wir mitten in der Party, die Hostelchef David – der seine ersten großen Scheine mit der Erfindung der Diabolica (einer Fußballtröte) gemacht hat – zum Geburtstag seines Sohnes und zum einjährigen Bestehen gerade ausrichtet. Wir werden zu Freibier und Buffet eingeladen, was wir gern annehmen, gibt es uns doch die Chance, einige hausgemachte portugiesische Spezialitäten zu verkosten. Mit unserem Hostel Paradise sind wir sehr glücklich: Alles ist neu, sauber, das Frühstück ausreichend und der Pool eine nette Ergänzung.

In den kommenden Tagen entspannen wir am breiten, feinen Sandstrand, werfen uns in die kräftigen Wellen des Atlantiks, der mit seinen 17,5 Grad für reichlich Erfrischung sorgt. Den dreitägigen Surfkurs bei Global-Surf.com absolvieren wir engagiert mit hohem Spaßfaktor, aber zugegebenermaßen überschaubarem Erfolg.

Die nahe Strandbar lockt mit frischen, gesunden und sogar preiswerten Leckereien (Cheeseburger 3,50 Euro, Crêpes mit Früchten 3,50 Euro, Obstsalat 1,50 Euro, 0,25 Bier 1,20 Euro, frisches Fischgericht direkt am Strand 10 Euro), Duschen und Parken sind kostenlos und die Touristenzahl erscheint uns trotz Hochsaison recht überschaubar. Im nahen Lourinhã schauen wir im Dinomuseum vorbei, das natürlich im Vergleich zum kürzlich besuchten Naturkundemuseum etwas abfällt.

Ausflug auf den vorgelagerten Inselfelsen „Berlengas“, die wir nach 1h Überfahrt mit der Fähre erreichen (23 Euro p.P.). Der Duft von gebratenem Fisch liegt in der Luft, als wir das abgelegene Stück Erde erreichen, dass neben hunderten von Möwen nur ca. 15 Häuser, einen etwas deplatziert wirkenden Zeltplatz, einen Leuchtturm und eines der ungewöhnlichsten Hostels, die wir bisher gesehen haben, in einer alten Festung beherbergt. Der enge Übergang zum Land ist dabei allein ein kleines Abenteuer genug. Ich stelle mir vor, wie einsam es hier sein mag, wenn abends die zahlreichen Touristenbotte wieder Richtung Peniche, einer offenbar vollständig zum Verkauf stehenden Städtchen, ablegen.

Anschließend nach Óbidos, einer autofreien Stadt im Mittelalterwahn, umschlossen von der offenbar vollständig erhaltenen Stadtmauer. Der stattfindende Mittelaltermarkt ruft 7 Euro Erwachseneneintritt auf, die wir jedoch lieber in Eis und Getränke investieren. Überraschend zieht dann sogar eine liebevoll inszenierte Parade mit Schaustellern, echten Kamelen, Hofnarren, Prinzessinnen und Wikingern durch die Straßen, so dass wir nicht den Eindruck haben, etwas zu verpassen. Der bekannte Giuja (Kirschlikör) wird an jeder Ecke verkauft und überzeugt.

Marokko: Essaouira – Stadt der Winde, Perle Nordafrikas

Gestern mit dem Mietwagen nach Essaouira zur Erholung vom betriebsamen Marrakesch. Die 185 km verliefen ohne Zwischenfälle. Auch die Polizei, vor der wir verschiedentlich gewarnt wurden, ließ uns in Ruhe. So mussten wir bisher auch nicht den Tipps eine Pärchens folgend vorgeben, Bayern-München-Fans zu sein, was das in seiner Höhe erfundene Strafgeld auf mindestens die Hälfte reduzieren würde, unabhängig davon, dass es sich empfiehlt streng nach Vorschrift zu fahren. Die Landschaft war wenig abwechslungsreich: viele steinige Ebenen und einige Plantagen mit Oliven- und Arganbäumen, deren Öl hier ein Verkaufsschlager ist.

Essaouira ist eine wahre Perle. Im Vergleich zu Marrakesch eine Oase der Ruhe mit einer nahezu perfekten Mixtur aus orientalischem Flair und bunter Surferatmosphäre. Umgeben von einer alten Stadtmauer aus den Tagen, als die Stadt noch ihren portugiesischen Namen Mogador trug, versteckt sich ein historischer Stadtkern an dessen Seiten sich lange, windige und von Kite-Surfern bevölkerte Sandstrände anschließen. Der alte Festungskopf stellte dabei die Filmkulisse der dritten Staffel von „Games of Thrones“.. wie uns versichert wurde.

Nach unserer Ankunft nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen für eine erste Erkundung, denn der Wetterbericht verheißt nichts Gutes. Unsere Unterkunft „Riad Inna“ liegt genau im Zentrum der Medina, so dass alles in maximal 10 Minuten zu Fuß erreichbar ist. Da Mopeds im Stadtkern verboten sind, fällt das Sich-Treiben-lassen wesentlich entspannter aus. Für das Abendessen folgten wir dem Tipp von Ayu, der am Empfang arbeitet, und wurden nicht enttäuscht. Das kleine Resaurant „Chabby Chic“ war nicht nur außerordentlich geschmackvoll eingerichtet, sondern überzeugte auch mit dem besten marokkanischen Essen seit unserer Ankunft.

Heute regnet es nun leider immer wieder, so dass wir über kurze Stippvisiten am Strand und der jüdischen Synagoge wohl nicht hinauskommen werden. Dennoch weht durchs Fenster eine Brise Urlaub: zu hören sind Händler, das Geschrei der zahlreichen Möwen und wie sollte es anders sein, auch häufiger vertraute Sprachfetzen.