Zwischenbilanz – 2.400 km nach dem Erstkontakt mit Afrika

Nach zwei Wochen und bevor es einem nicht mehr auffällt, eine kurze Zwischenbilanz und einige Besonderheiten:

  • Verkehr: An die Raserei und das Fahren auf der linken Seite haben wir uns sehr gut gewöhnt. Wir heizen mit und fühlen uns sicher. Überlandstrecken, also fast Autobahnen, sind oft zweispurig und haben einen Seitenstreifen. Langsamfahrende Fahrzeuge nutzen diesen Seitenstreifen, um schneller fahrenden Fahrzeugen ggf. auch bei Gegenverkehr das Überholen zu ermöglichen. Man bedankt sich anständig mit einem kurzen Betätigen der Warnblinker.
  • Auch auf Autobahnen und Überlandstrecken muss zum Teil mit Fußgängern, Händlern, Radfahrern, spielenden Kindern, sowie Rindern und Ziegen gerechnet werden. Es scheint, als stelle die Straße einen überaus spannenden Ort zum Aufenthalt dar.
  • An Tankstellen steigt man, sofern man nur tanken möchte, nicht aus. Es steht einer an der Zapfsäule, dem man sagt, wie viel man tanken möchte. Dies wird erledigt, das Geld durchs Fenster gereicht, dann in die Tankstelle gebracht und anschließend die Quittung übergeben. Oft werden einem die Scheiben geputzt und man gibt einige Rand Trinkgeld.
  • Südafrika ist das Land der zum Teil wirklich hervorragend erhaltenen, zum Teil aber auch in erschreckendem Zustand befindlichen 1er Golfs und von Toyota Geländewagen. Wahnsinn.
  • Alles wird mit dem Auto gefahren, insbesondere wenn es dunkel ist, egal ob 100 m oder 100 km.
  • Sicherheit: Geldautomaten (ATMs) sollten bevorzugt in Shops (Inside ATMs) benutzt werden. Nachts bzw. in der Dunkelheit sollten offen zugängliche Automaten grundsätzlich gemieden werden.
  • An den im Vergleich zu Europa geringeren Sicherheitsfaktor gewöhnt man sich erstaunlich schnell. Man weiß es und achtet auf sein Verhalten, es beeinträchtigt aber nicht mehr tas tägliche (Er-)leben.
  • Alles orientiert sich sich generell viel mehr an den Sonnenstunden, als wir es gewohnt sind. Sobald es gegen 17:30 Uhr dunkel wird, stirbt das öffentliche Leben in den Straßen aus. Auch Supermärkte schließen oft schon 17, spätestens aber 19 Uhr. Auch wir planen alle Aktivitäten und Fahrten zu Unterkünften so, dass wir noch im Hellen ankommen. Leipziger oder italienische laue Sommernächte, an denen die ganze Stadt auf den Beinen ist und von Bar zu Bar zieht, gibt es offenbar nicht.
  • Natürlich halten wir alle Wertgegenstände im Auto außerhalb des Sichtbereichs.
  • Auf Parkplätzen stehen meist Einweiser (bzw. teilweise Kinder, die diese in der Hoffnung auf einige Rand miemen), die einem in eine oder aus einer Parklücke winken.
  • Gesellschaft: Bisher haben wir noch keine Geschirrspülmaschine und keine Autowaschanlage gesehen. Letzteres wird für ca. 40 bis 60 Rand (ca. 3,50 EUR) an Tankstellen und anderen Stellen von Autowäschern angeboten.
  • Uns bzw, mir fehlt ein wenig ein „ehrlicher“ Kontakt zur schwarzen, ärmeren Bevölkerung, an der wir im Auto täglich vorbeirauschen. Es würde uns sehr interessieren, wie diese in ihren Häusern, Hütten leben und wie einer der heruntergekommen Supermärkte von innen aussieht. Leider scheint es uns nicht möglich, einfach irgendwo zu halten und dies herauszufinden, da wir sowohl bei Angestellten, als auch bei unseren Fahrten im Auto ein gewisses, schwer einzuschätzendes Distanzverhalten spüren. Vielleicht ergibt sich ja noch eine Gelegenheit.
  • Farbige Kinder wachsen oft bei Ihren Großeltern auf, da ihre Eltern irgendwo in fernen, teils aber auch nahen Camps, Firmen oder Haushalten arbeiten und Geld verdienen. Wir unvorstellbar uns dies erscheint!
  • Aids spielt eine wirklich große Rolle. Es gibt ganz viele Stellen, an denen kostenlos Kondome ausgelegt werden.
  • Schüler tragen Schuluniformen in verschiedenen Farben und sind offenbar seeehr lange zu Fuß zur Schule unterwegs. Es ist erstaunlich, dass es nicht mehr Fahrräder gibt. Dies würde sicher vielen eine große Hilfe sein.
  • Budget: Südafrika ist KEIN billiges Reiseland. Wir liegen über unserem eingeplanten Tagesbudget von 100 EUR bei derzeit 110 EUR, haben aber auch schon viele Aktivitäten unternommen. So kosten Lebensmittel und Kleidung ungefähr das Gleiche, wie in Deutschland. Billiger sind hingegen einige Früchte, teurer scheinen diverse Elektronikartikel zu sein. Insgesamt können Preise sehr variieren und als Ausländer zahlt man meist mehr, selbst bei staatlichen Einrichtungen, wie den Parks.
  • Kommunikation: Die frühzeitige Anschaffung einer südafrikanischen SIM-Karte ist meines Erachtens für Backpacker wirklich empfehlenswert. Es gibt einen Sicherheit im Falle eines Falles die Polizei rufen zu können und hilft bei Buchungen und Arrangements, z. B. Abholungen durch Taxiservices des Hostels etc.
  • Fazit: Südafrika ist wirklich eine Reise wert. Trotz einiger Einschränkungen lernt man hier ein ganz anderes Lebensgefühl und eine ganz anders funktionierende Gesellschaft kennen. Man mag und kann als Europäer nicht alles richtig und vieles befremdlich finden, aber wer reist, um offen den eigenen Horizont zu erweitern, kann sich hier an neuen Eindrücken geradezu berauschen.

2 Gedanken zu „Zwischenbilanz – 2.400 km nach dem Erstkontakt mit Afrika

  1. Hallo,

    „Uns bzw, mir fehlt ein wenig ein “ehrlicher” Kontakt zur schwarzen, ärmeren Bevölkerung, an der wir im Auto täglich vorbeirauschen. Es würde uns sehr interessieren, wie diese in ihren Häusern, Hütten leben….“

    Ich kenne eine Familie der Heilsarmee in Südafrika (Melusi Christian Community, Dundee, KZN, SA). Bei Bedarf kann ich den Kontakt herstellen… Einfach bei mir entweder bei Mail oder über die Apotheke melden.

    Viele Grüße

    brandus

    PS. Spannende Sache, so eine Weltreise.

  2. Hi Brandus,

    vielen Dank für das Angebot. Wie schade, dass hier das Internet so schlecht funktionierte und wir morgen früh die Gegend verlassen. Das hätte toll gepasst, zumal es ja wirklich „um die Ecke“ ist.

    Viele Grüße aus Ballito,
    René, Anke und Felipe

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