Von Nahrungsergänzungsmitteln bis zum Nullpunkt

Der Rückflug von Cusco nach Quito war mit viel Lächeln und einigen Kopfschmerzen verbunden: Neben mir saß ein junger Herr, der die Aufregung über seine erste große Reise in einem freundlichen, nicht enden wollenden Vortrag über ein Nahrungsergänzungsmittel kanalisierte, dessen Vertriebsleute sich zur ersten internationalen Konferenz in Quito am Folgetag zusammenfinden würden. Und er war einer von ihnen. Einer, der seinen Teil dazu beitragen werde, Fuxion zu „weltweitem“ Erfolg zu führen. Die knallrote Jacke mit entsprechendem Aufdruck unterstrich seine Überzeugung. Dass weder meine Spanischkenntnisse für eine solche Spezifik ausreichten, noch großes Interesse daran bestand, das Thema in allen seinen Facetten auszuleuchten, konnte dem Eifer meines Gegenübers keinen Abbruch zufügen. Während Anke eine Reihe weiter fröhlich vor sich hinkicherte, versuchte ich mehr oder weniger erfolgreich lenkend in die Unterhaltung einzugreifen, zeigte ihm aber letztlich ein wenig verweifelt doch, wo genau die von der Crew verteilten Kopfhörer eingestöpselt und wie Musikprogramme gewählt werden. Losgefahren war er offenbar auf typisch peruanische Art: Ohne jeden Plan. Die Landung sollte 0:15 Uhr sein, er hatte kein Hotel reserviert, baute darauf, dass ein Bus ihn in die Stadt bringen würde und war etwas enttäuscht zu erfahren, dass Quito nicht am Meer liegt und somit über keinen Strand verfügt. Ein wenig Bewunderung für so viel planfreie Initiative kann ich nicht verhehlen und ich hoffe sehr, dass dem sympathischen Kerl das Glück hold ist.

Zurück in Quito sollte diesmal der quirlige Stadteil Mariscal unser Ziel sein. Check-in im Hostal del Piamonte für 38 US$, gleich neben dem besonders bei Gringos beliebten Vergnügungsepizentrum Plaza Foch.
Und tatsächlich präsentierte sich die Stadt von einer ganz anderen Seite: Tür and Tür reihen sich Bars aller Coleur, schicke Cafés, Restaurants, Diskotheken, Karaokeschuppen und Nachtclubs aneinander und bieten dem meist jungen gutgekleideten Publikum reichlich Möglichkeiten zum Flanieren, Präsentieren und ausgelassene Nächte zum Tag werden zu lassen.

Schon ab dem frühen Nachmittag füllen sich die Kneipen und es herrscht eine gelöste, friedliche Stimmung, die der in europäischen Szenevierteln größerer Städte in Nichts nachsteht.

Quito liegt in der Nähe des Äquators und einige Kilometer außerhalb schien die Mitte der Welt („Mitad del Mundo„) ein lohnenswertes Ziel. Zwar hat man sich bei der Errichtung um einige hundert Meter vertan und bei den meisten zu sehenden Experimenten soll es nicht ganz mit rechten Dingen zugehen, aber das sollte uns nicht abhalten, zumal ein Planetarium und andere Ausstellungen ebenfalls zu bestaunen seien. In einem Kinofilm ist schließlich auch nicht das richtige Leben zu erwarten. Nach einer knapp zweistündigen abenteuerlichen Anreise via öffentlichem Bus inklusive zwei Mal umsteigen waren wir angekommen und es war furchtbar trist: das Museum ließ gerade niemanden rein, weil der Computer streikte, das Planetarium startet die Show nur bei mindestens 10 Besuchern (von denen acht fehlten, da wir allein waren) und das Insektarium hatte ohne Nennung weiterer Gründe ganz geschlossen. Sogar der Spielplatz war in einem erbärmlichen Zustand – ganze Klettergerüste waren umgekippt – so dass wir nach einigen Standardfotos am (falsch stehenden) Monument schnell und etwas enttäuscht den Rückzug antraten. Die investierten 7,50 US$ waren zwar wirklich nicht die Welt, wären aber in einigen dicken Eiskugeln besser angelegt gewesen.

Trotz dieses Faux Pas landet Quito, wie Cusco auch, weit oben in der Liste der interessanten und besuchenswerten Städte. Geschichte, Kultur, Architektur, Freundlichkeit und nicht zuletzt Vielfalt bilden eine reizvolle Mischung für Touristen, Auswanderer und Einheimische. Nur der Strand fehlt. 😉

Heute sind wir erfolgreich und planmäßig in Buenos Aires aufgeschlagen. Nur zwei Tage bleiben uns. Wir werden bald berichten.

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.