„Cambio, cambio“ rufen die Geldwechsler der Florida-Street uns zu, während wir uns durch die Menschenmassen wühlen. Da es nahezu unmöglich ist, auf offiziellem Weg für argentinische Pesos harte Fremdwährungen zu erstehen, blüht das Geldgeschäft in den Gassen und Hinterhöfen der Hauptstadt. Während der offizielle Kurs für 1 US$ bei ca. 8 arg. Pesos liegt, erhalten wir im Inneren eines Zeitungskiosks knapp über 11 Pesos. Klingt nicht gerade viel, summiert sich aber beim Tausch von 100 US$ auf einen „Gegen-Mehrwert“ von 35 US$ (285 Pesos), der leicht einen ordentlichen Restaurantbesuch finanziert.
Nun da wir Geld in der Tasche haben, ein erster Rundgang durch das Zentrum und später nach San Telmo, dem Lesen nach einem der ältesten und bei Touristen beliebten Stadtviertel. Wir sind nicht wirklich beeindruckt: Viele, von Allerweltsläden gesäumte, charakterlose Straßenschluchten durch die sich ungeduldige Passanten mit leicht unterkühlten Allerweltsmienen quälen. Vielleicht liegt es ja am beginnenden Winter der uns Temperaturen von ca. 15 Grad beschert. Auch die Architektur erscheint zweckmäßig und die Suche nach einem in der wärmenden Sonne liegenden Straßencafé brechen wir ergebnislos ab. Vorab endete bereits die Recherche nach spannenden Museen ebenso enttäuschend, da mit einer spontanen Entwicklung von Begeisterung für zeitgenössische und andere Künste bei Felipe wohl nicht innerhalb der nächsten zwei Tage gerechnet werden kann.
Der abschließende Spaziergang durch San Telmo lässt uns zumindest die lichttechnisch gelungen inszenierte Basilika, hübsche Antikläden und die zentrale Markthalle San Telmo entdecken, in der einige liebevoll arrangierte Stände und umliegende Bars zum ersten Mal an diesem Tag so etwas wie Flair versprühen. Wir kehren zurück in unser recht gemütliches Domizil, dem Che Argentina Hostel (50 US$ im Dreibettzimmer inkl. Frühstück).
Für eine Metropole, deren Bewohner manchmal etwas „überkandidelt“ wirken und dem Vernehmen nach so stolz auf ihre Stadt sind, scheint das bisher recht dürftig. Ein Allerweltsort, uninspiriert und gewöhnlich, nicht wirklich eine Reise wert.
Aber vielleicht überrascht uns Buenos Aires ja morgen noch.
Auch der zweite Tag war nicht gerade eine Offenbarung bisher unentdeckter Schönheit. Puerto Madura, die Frauenbrücke und ein altes Museumsschiff konnten das Feuer der Begeisterung ebenfalls nicht entfachen. Die Stadt wirkt wie eine Mischung aus Frankfurt a. M. und Berlin, beides nicht wirklich meine persönlichen Top-Favoriten für die Errichtung eines dauerhaften „Lebensmittelpunktes“. Und in beiden Städten dürfte man mit mir kaum einer Meinung sein. 😉 Leben und leben lassen. Alle Berichte hier sind ausdrücklich subjektiv und müssen nicht allen gerecht werden.
Nachhtrag: Argentinien ist für uns das Land der Thermoskannen. Viele Leute haben immer und überall eine dabei und die meisten Geschäfte bieten einen kostenlosen Auffüllservice. Das heiße Wasser wird dann in eine Tasse mit Mate-Tee-Blättern gegeben, so dass ein relativ dicker Sud entsteht. Getrunken wird mit einem Trinkröhrchen, an dessen unteren Ende eine Art Filter angebracht ist.