Herbst in Tasmanien

Die tasmanische Hauptstadt Hobart zählt ca. 250.000 Einwohner, was etwa der Hälfte der Gesamtbevölkerung des kleinsten australischen Provinz entspricht. Es stellte sich heraus, dass es in jeder Hinsicht provinziell ist: Wer abends ankommt und glaubt, halb 10 noch easy (ohne Ortskenntnis) an etwas Essbares zu kommen, findet sich schnell – wie ich – in menschenleeren Straßenzügen wieder, wo sprichwörtlich die Fußwege hochgeklappt sind. Kein Imbiss, kein Döner, nicht mal ein „Späti“ mit Trockenfutter. Nach ca. 1 Stunde – dann mit Ortskenntnis, denn groß ist das Zentrum nicht – hat man die beiden offenen Läden endlich ausfindig gemacht und hält ein ehrlich erarbeitetes Sandwich vom „bakehouse“ in seinen Händen.

Tagsüber besticht Hobart mit Ausblicken auf das Meer und die umliegende Berge, kommt oft aber auch etwas hemdsärmelig und bieder daher: Das offizielle Besucherzentrum beschränkt sich in erster Linie auf den Verkauf von überteuerten organisierten Touren für die vom Hafen mehrmals wöchentlich aus den Luxuslinern ausströmenden Kreuzfahrttouristen und die Bars servieren Kaffee und Gebäck in gediegener Atmosphäre im etwas verkünstelt nach Kurort aussehenden Café-Zentrum im Stadtteil Salamanca. An gleicher Stelle werben abends 5 Kneipen um die Gunst der „Nachtschwärmer“, deren letzte Runde bei zu wenig Mitstreitern aber auch schon gegen 22 Uhr eingeläutet wird. Das Verkehrsmuseum hat nur am Wochenende auf und die verschlossene, bedeutendste Kirche hält Öffnungszeiten gleich ganz geheim.

Nach zwei Tagen noch im Mietwagen auf den majestätischen Mount Wellington, der einen tollen Blick auf die Bucht gewährt um dann im bonorong-Tierpark auf Tuchfühlung mit Kängurus, Emus, Koalas und natürlich den tasmanischen Teufeln zu gehen, was sehr schön, aber auch – wir sind es ja schon gewohnt – mit 61 $ (schlappe 40 Euro) sehr teuer war. Als bleibende Erkenntnisse nehmen wir mit, das die Teufel auch „in echt“ nicht die schönsten Tiere der Welt sind und das Emus besonders seltsame Laute produzieren: Es hört sich ganz dumpf und klopfend an, in etwa wie wenn man die Lippen verschließt und stoßartig vom Kehlkopf Luft in die Mundhöhle stößt.

Gestern sind wir weiter in den Osten der Insel gefahren und schauten uns den Freycinet-Nationalpark an. Unser schönes, sauberes Zimmer in Bicheno im „White Sand Motel“ ist mit 40 Euro wahrlich ein Schnäppchen für australische Verhältnisse.

Die Temperaturen und das fallende Laub sind hingegen Vorboten des Herbstes. Sogar die Strickjacken haben nach Monaten des Fristens im unteren Teil des Rucksacks wieder Sonne gesehen und mich hat ein kleiner Schnupfen erwischt. Morgen fahren wir weiter in den Norden. Viel Natur steht auf dem Programm und hoffentlich lese ich morgen vom erfolgreichen Ruckrundenauftakt der Veilchen, den ich nachts um vier wohl nicht live verfolgen werde, zumal das letztes Jahr eher kein Glück gebracht zu haben schien. Glück auf! 🙂

2 Gedanken zu „Herbst in Tasmanien

  1. Ihr macht wohl gleich Aufklärung in Australien, ist sicher eindrucksvoller als mit Schmetterlingen und Bienen ;-)LgM &M

  2. Die Hintergründe haben wir noch etwas im Dunkeln gelassen. Felipe wunderte sich schwer, warum die Kängurus dieses Huckepack-Spielchen veranstalten. 😉

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.