Die stille Krönung des Dschungelkönigs

Die 10 Dollar für den Dschungelausflug zum Wasserfall erwiesen sich als gut angelegte Investition. Zum einen war es für uns zwei Jungs ein erlebnisreicher Abenteuertrek mit mehreren Flussquerungen und einem erfrischenden Bad am Fuße eines kleinen Wasserfalls, zum anderen eine eindrucksvolle Machtdemonstration des freundlichen, älteren Tourguides, der uns Stadtpiefkes mal so richtig zeigte, wo der Hammer hängt. Und das kam so:

Eingestellt war ich auf eine gemütliche Wanderung mit geringem Anspruch an die Geländgängigkeit der Teilnehmer, zumal mir meine vorherige Frage nach zu erwartenden größeren Schlammpassagen verneint wurde. Ein Blick auf die Flip-Flops des Tourleiters ermutigten mich die luftigen Turnschuhe zu schnüren und los ging es.

Wenig später hatten wir schon Mühe, die größer werdenden Matschtümpel zu umkurven. Nach der ersten vorab unerwähnt gebliebenen Flussquerung zerschlug sich auch die letzte Illusion, diesen Tag trockenen Fußes zu beenden. Nun gut: nach Flüssen hatte ich mich ja auch nicht erkundigt. 😉

In den nächsten 15 Minuten wurde es zusehends unwegsamer und praktisch jeder der Teilnehmer landete wenigstens ein Mal halb oder ganz auf dem Allerwertesten. Wir erreichten den Wasserfall durchnässt, verschwitzt und dreckig, als seien wir gerade aus einem Drill-Camp geflohen.

Um genau zu sein, alle bis auf Einen: Felipe wurde hin und zurück vom Tourguide (noch immer be-flip-flopt) ohne nur den kleinsten Ausrutscher getragen, und das in einem Tempo, bei dem wir Mühe hatten, zu folgen. Für uns entfiel jedoch schon beim Erreichen des Wasserfalls das Umziehen und so sprangen wir in die erfrischenden Fluten.

Vom Ehrgeiz gepackt wollte ich auf dem Rückweg auf jeden Fall engen Kontakt halten und so eilte ich dem alten Mann, der meinen Sohn durch den Urwald schleppte, so gut es ging hinterher. Ab und an bot ich etwas halbherzig die Übernahme an, wobei mir nicht ganz klar war, wie ich einige Passagen, selbst ohne Wert auf die vorgeführte Leichtigkeit zu legen, mit dem Knopf auf meinen Schultern hätte meistern sollen.

Angekommen am Waldrand: Außer Atem, von oben bis unten besudelt, von innen und außen vollständig durchnässt, dafür aber mit einem staubtrockenen Hals bot ich müde und vermutlich etwas gequält lächelnd unserem älteren Freund und einem witzelnden Sechsjährigen den letzten halben Liter Wasser an. Mit einem „nee, nee… is ok“ sah ich zu, wie die beiden ihn sich teilten. Fast fühlte es sich an, als würde ich die Schulden aus einer unausgesprochenen Wette begleichen. Kein Zweifel, hier hatte alles seine Richtigkeit.

Zehn lange Minuten später erreichten wir die Unterkunft, ich verabschiedete mich betont langsam, gab gutes Trinkgeld und schüttete mir eine Sekunde später zwei eiskalte Coke an der Bar in den Rachen. Nobelpreisverdächtig.

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