Costa Ricas wenig reizvolle Hauptstadt

Der Flug von San Francisco mit Zwischenlandung in Fort Lauderdale, Florida, in die Hauptstadt San Jose war zwar lang, verlief aber angenehm und reibungslos, wenn auch wegen fehlender Crew mit etwas Verspätung. Die uns vorher unbekannte Airline jeblue bot erstaunlich viel Beinfreiheit, verglichen mit den Billigcarriern in Asien oder Australien, der Flug lag allerdings auch – wie in Mittel- und Südamerika üblich – eine Preiskategorie höher.

Ankunft bei molligen, aber trockenen 27 Grad. Herrlich. Wie rasant Regenwetter und 9 Grad (San Francisco) an Charme verlieren, selbst wenn man lange davon verschont war. Bereits jetzt stellt sich die bange Frage, wie wir einen heimischen November überstehen wollen.

Die Schilderungen des Reiseführers hinsichtlich eines latenten Mangels an Charme bewahrheiteten sich und so sind nicht gerade viele Bilder auf unserem Streifzug durch das Zentrum der Metropole entstanden. Die Stadt hässlich zu nennen wäre nicht wirklich fair: die Musik, einige kleine Bars und rührige Ticas und Ticos, wie die Einheimischen sich hier selbst nennen, strahlen schon eine gewisse Lebendigkeit aus. Vielmehr fehlt ihr wohl etwas Besonderes. Es gibt keine wirklich herausragende Kirche, kein einmaliges Bauwerk und die Museen bekommen durchweg schlechte Kritiken, so dass wir diese gleich ignoriert haben. Stattdessen sind wir Männer zum Friseur gegangen, wo uns passend zur Stadt, recht lieblose Haarschnitte verpasst wurden. Gern würde auch ich sagen: „Wächst ja wieder“, aber es gibt da erste „Problemzonen“, wo etwas Daumendrücken nicht schaden kann.

Beliebigkeit trifft es als Beschreibung vielleicht am besten. Wirklich auffällig sind, es sei verziehen und wurde geschlechter- und generationenübergreifend bemerkt, die mit besonders üppiger „Weiblichkeit“ ausgestatteten Schaufensterpuppen, die wir so noch nirgends gesehen haben. Auch in natura zeigt man und Frau sich recht gern etwas großzügiger und selbstbewusst, egal ob gertenschlank oder Kompaktvariante mit diversen Extras.

Unsere Bleibe, das Costa Rica Guesthouse, verfügte über große Zimmer, deren Fenster allerdings direkt in Richtung eines recht früh beginnenden, im 10-Minutentakt verkehrenden und dabei dauerhaft laut hupenden Zug zeigten. Idyllisch ist anders, aber wir waren müde.

Nach zwei Nächten war es dann auch genug, und so brachte uns eine laaange Busfahrt ins Touristenmekka Tamarindo an der Pazifikküste, wo wir uns am Meer bei Reggae, Surfkultur und eiskalten Fruchtshakes nach dem dichten Zeitplan unseres USA-Roadtrips wieder etwas treiben lassen und Ruhe finden wollen.

Es ist jetzt 23:30 Uhr und im Club nebenan steppt zu Ich-bin-gut-drauf-Latino-Mucke der Bär. So viel dazu also.

2 Gedanken zu „Costa Ricas wenig reizvolle Hauptstadt

  1. Ich habe heute mal wieder zugeschalten und emsig eure USA-Berichte verschlungen. Das war ja ein ordentliches Programm 😉 Wir planen auch gerade latent für das nächste Jahr – dann abet 8 Wochen USA-Westen.
    Toll, dass ihr die Berichte bis jetzt so schön durchgehalten habt – uns verließ ja beim letzten Mal irgendwann die Lust. Aber in unserem Reisetagebuch blättere ich auch heute noch ab und an.
    Also macht weiter wie bisher und genießt die verbleibende Zeit.

    Viele Grüße
    Matthias

  2. Hi, danke. Bleibe aber aus reiner Angst und Notwehr dran: gegen das eigene Vergessen, um mit Felipe die teils schnelle Abfolge auch später resümieren zu können und für die Beruhigung und etwas Teilhabe der Familie zu Hause. 🙂 Isses einmal raus, kann ich ruhig alt und vergesslich werden und mich entspannen … der verzweifelte Versuch sozusgen, ein paar Momente besser zu konservieren.

    Viele Grüße zurück, Rene

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